Gute, lesbare Schriften für Plakate
Plakate sind ein klassisches Werbemedium, welches die Aufmerksamkeit von Passanten im Vorübergehen erwecken soll. Meist entscheiden wenige Sekundenbruchteile, ob die Botschaft wahrgenommen, intensiver betrachtet und gelesen wird. Doch welche Schriften eignen sich zur Gestaltung von Plakaten und Postern?
Eyecatching, Flächenaufteilung, Gewichtung der Inhalte, Länge des Slogans und nicht zuletzt eine geeignete Schriftart sind bei diesem Werbeträger (die rein künstlerischen und dekorativen Plakate an dieser Stelle als Sonderfall herausgelassen) besonders relevant.
Text überspringen und direkt zu den Schrift-Tipps für Plakate
Grundlegende Gestaltungsregeln für Plakate und Poster
Wie bei allen grafischen Produkten gelten einige grundlegende Regeln hinsichtlich des Einsatzes der Schrift:
- Es sollten nicht mehr als zwei bis maximal drei Schriftarten zum Einsatz kommen.
- Die Fonts sollten miteinander harmonieren (siehe Kapitel Schriftmischung) und in der Größe optisch angeglichen werden.
- Die inhaltlichen Elemente sollten gemäß ihrer Relevanz gewichtet werden:
- Der Slogan sollte als erstes ins Auge fallen und zum Nähertreten animieren.
- Ist der Betrachter näher herangetreten, sollten die relevanten Informationen ins Blickfeld geraten.
- Und schließlich genügt es, die Zusatzinformationen lesen zu können, wenn man direkt vor dem Plakat steht und die Aufmerksamkeit des Betrachters gewonnen ist.
- Inhaltliche Zusammenhänge sollten durch den Einsatz der Schriftarten unterstützend verdeutlicht werden. So kann z.B. bei einem Veranstaltungsplakat ein Font für die Headline und das „Was“ des Plakates und eine zweite für das „Wo“ und „Wann“, also für die strukturellen Informationen, eingesetzt werden.
Das Plakat-Format
Ein entscheidendes Merkmal von Plakaten ist das Format. Plakate beginnen ab einer Größe von Din A3 – übliche Formate sind A2, A1 sowie 50x70 im Innen- und Außenbereich bis hin zu großformatigen Werbeflächen wie Billboards oder City Light Poster. Dieses Medium muss also auf die Entfernung überzeugen.
Bei einem Plakat wird die Headline daher meist ab 60 Punkt aufwärts gesetzt. Nicht jede Schrift, die im Fließtext hervorragend einsetzbar ist, wird bei dieser Größe überzeugen. Die normalen Einstellungen für optische Unterschneidung (Kerning) sind für Fließtexte optimiert. Bei großen Schriftgraden ist häufig ein manuelles Nachbearbeiten einzelner Buchstabenpaare notwendig, um ein angenehmes Schriftbild ohne optische Lücken oder Enge zu erreichen.
Es ist weiterhin zu bedenken, dass sich Schriften auf Plakaten oft von Hintergrundmotiven kontrastreich abheben müssen.
Gut lesbare Schriften mit klaren Formen und aufgeprägter Strichstärke bieten sich daher besonders an. Grotesk-Schriften wie Futura, Helvetica oder Franklin Gothic bewähren sich hierbei hervorragend.
Schrift-Tipps zur Gestaltung von Plakaten
Die Futura. Die vom Ansatz der Bauhaus-Künstler und der neuen Sachlichkeit inspirierte Schriftart ist eine beliebte, geometrisch konstruierte Linear-Antiqua und ein zeitloser Klassiker.
Ihre auf das Wesentliche reduzierten klaren Formen haben bei aller Einfachheit Charakter und machen die Futura seit ihrer Entwicklung zu einer der beliebtesten Grotesk-Schriftarten und ideal für den großformatigen Einsatz.
Die Helvetica. Auch die etwas neuere, aus der Tradition der Renaissance-Antiqua abgeleitete Helvetica ist zu Recht eine der beliebtesten Schriftarten. Sie ist wie die Futura nach dem Ideal der neuen Sachlichkeit gestaltet.
Die schmale Laufweite ermöglicht es, auf geringem Raum viel Inhalt unterzubringen (bei längeren Headlines ein nicht zu unterschätzendes Kriterium). Allerdings ist die Helvetica durch häufige Verwendung allgegenwärtig und empfiehlt sich nicht, wenn man sich durch Originalität herausheben will.
Die Franklin Gothic. Die Franklin Gothic ist die amerikanische Variante der modernen Grotesk-Schriften mit klaren Formen – sie wirkt gewichtiger und hat ausgeprägtere Strichstärken als die Helvetica oder Futura und erzielt so eine größere Fernwirkung.
Inhalt und Zielgruppe
Ein weiteres wichtiges Merkmal ist der Inhalt und die zu erreichende Zielgruppe. Oft werden mit Schriften und Schriftstilen bestimmte Epochen, Themen oder Emotionen assoziiert. Das sollte man nicht nur berücksichtigen, um ungewollte Wirkungen zu vermeiden, sondern kann sich diesen Zusammenhang vielmehr zunutze machen.
Für den Eyecatching-Effekt kann es auch sinnvoll sein, eine sehr verspielte, gebrochene, markante Schriftart zu wählen, die nicht allzu gut lesbar, aber auffällig ist und in einen klaren Zusammenhang zum Thema steht. Einen solchen Font sollte man aber nur für eine kurze Headline verwenden und für die weiteren Elemente des Plakates auf eine harmonierende lesbare Schrift zurückgreifen. Aus der Anfangszeit der Reklameplakate sind Art Deco- bzw. Jugendstilschriftarten und die markanten Egyptienne (besser bekannt als Western Schriften) wie die Clarendon oder die Aachen bekannt.
Die Clarendon. Die Clarendon wurde von Anfang an als Auszeichnungsschrift konzipiert und verfügt über die für Egyptienne-Schriften stark ausgeprägten Strichstärken und Serifen.
Ihren eigenen Charakter erhält sie durch die Annäherung an traditionelle Antiquaschriften in Form ihrer leicht gekehlten Serifen. Sie hat durch ihre Assoziation an das Western-Zeitalter einen nostalgischen verklärenden Charakter.
Die Aachen. Die Aachen ist eine klassische Egyptienne mit ausgeprägter Strichstärke, kräftigen kurzen rechtwinklig angesetzten Serifen und geraden geometrischen Formen. Sie hat im Gegensatz zur Clarendon einen technischeren Charakter.