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Schriftportrait Futura

Die Radikale. Wenn Zeit und Ort günstig sind, kann in Deutschland auch das Radikale, mit allen Konventionen Brechende, auf fruchtbaren Boden fallen. Als Paul Renner 1927 seine Futura herausbringt, ist eine solche Konstellation erreicht. Sein Werk überdauert Weimar, Nazizeit, Weltkrieg und Wiederaufbau und ist doch immer geblieben, was es war: die Verheißung einer (hoffentlich besseren) Zukunft.

Paul Renner, Entwickler der Futura
Paul Renner, Schriftentwickler der Futura © Jvidalfor Creative Commons

Die Futura entsteht 1927 aus der Hand des deutschen Schriftgestalters Paul Renner. Renner ist in der Ausgestaltung seiner Schrift stark von der visuellen Lehre der Bauhaus-Bewegung und deren Neuen Typographie beeinflusst (obwohl Renner selbst kein Mitglied des Bauhauses ist).

Neue Typographie

László Moholy-Nagy
László Moholy-Nagy war von 1923 bis 1928 Lehrer am Bauhaus

Die Neue Typographie fordert die 'klare Linie' und die radikale Reduzierung der Schrift auf ein reines Kommunikationsmittel, das sich jeden schmückenden Beiwerks zu enthalten habe - ganz entsprechend der Lehre des Vordenkers der Neuen Typographie, László Moholy-Nagy. Renner setzt mit seiner Futura, deren Zeichenformen ja auf elementaren geometrischen Figuren (Kreis, Dreieck und Quadrat) beruhen, diese Forderung auf einfache, grafische Weise um.

Daraus entsteht eine Schrift, die mit ihren gleichmäßigen Strichstärken den technokratisch-sachlichen und industriell-vervielfältigenden Ansatz des Bauhauses und der Neuen Typografie in eine spartanisch und dennoch eindringlich wirkende Zeichenform umsetzt. Die Futura gilt heute als das Musterbeispiel der 'konstruierten Grotesk'.

Futura Regular
Futura Light
Futura light Italic
Futura Light Italic

Paradigmenwechsel

Mit ihrem Erscheinen leitet die Futura einen Paradigmenwechsel in der Landschaft der Druckschriften ein, der von ihrer Entstehungszeit bis in die 1950er Jahre anhält: das Goldene Zeitalter der Grotesk.

Dabei wirkt das Erscheinen der Futura (und in ihrem Fahrwasser einer ganzen Reihe weiterer Serifenloser) in zwei Richtungen. Einerseits ihr Gefolge; das sind Schriften von (vornehmlich deutschen) Schöpfern, die von der Futura inspiriert werden. Andererseits eine Gegenbewegung; das sind Schriften von (vornehmlich außerdeutschen) Schöpfern, die Schriften in Konkurrenz zur Futura entwickeln (wie beispielsweise die britische Gill Sans).

Futura medium
Futura Medium
Futura medium Italic
Futura Medium Italic

Finanzieller Rettungsanker

Der kommerzielle Erfolg, den die Futura schnell nach ihrem Erscheinen erzielt, ist für Paul Renner ein Glücksfall: Die Tantiemen, die ihm als Urheber zufließen, sichern seine Existenz im schweizerischen Exil, in das er 1933 vor den Nazis flieht.

Für die nationalsozialistischen Machthaber ist es kein Widerspruch, den Künstler und Autoren der Futura zu verfolgen, sein Werk aber für ihre eigenen Zwecke zu nutzen: Der Katalog zur Großen Deutschen Kunstausstellung, der Werkschau nazi-konformer Künstler im Haus der Deutschen Kunst in München, ist in den Jahren 1937 bis 1944 aus der Futura gesetzt.

Futura Bold
Futura Heavy
Futura Bold Italic
Futura Heavy Italic

Nachkriegszeit und Wiederaufbau

Auch die auf Naziherrschaft und Weltkrieg folgenden Jahren und Jahrzehnten sind für die Futura fruchtbar. Sie entwickelt sich zu einer der erfolgreichsten Schriften des 20. Jahrhunderts. In Deutschland wird sie während der Jahre des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg und der Nazizeit sowie in der anschließenden Wirtschaftswunderzeit zu einem Sinnbild der Hinwendung zur (besseren) Zukunft.

Futura Bold
Futura Bold
Futura Bold Italic
Futura Bold Italic

Zu neuen Welten - Futura auf dem Mond

Inschriften der Gedenktafel auf dem Mond in Futura.
Inschriften der Gedenktafel auf dem Mond in Futura.

Auch auf der anderen Seite des 'Eisernen Vorhangs' findet die Futura Freunde: Die in der DDR geläufige Druckschrift Super Grotesk (VEB Typoart) ist stark an die Futura angelehnt. Ihr Erfolg bleibt nicht auf die Erde beschränkt, sondern erreicht in den Jahren 1969 bis 1972 auch andere Welten: Die Edelstahl-Platten, die die US-amerikanischen Apollo-Astronauten an ihren Landeorten auf der Mondoberfläche hinterließen, sind mit Inschriften aus der Futura versehen.

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