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Mischen von Schriften

Mischen von Schriften

Das Mischen verschiedener Schriftarten oder Schriftschnitte innerhalb einer oder aus mehreren Schriftfamilien, Schriftsippen oder Schriftgattungen ist sowohl aus künstlerischer, ästhetischer als auch didaktischer Sicht interessant und ein wichtiges Element zur Textgestaltung und -strukturierung. Damit Schriftmischungen jedoch ihre Funktionen erfüllen und ein harmonischer Gesamteindruck entsteht, müssen einige Grundregeln beachtet werden.

Warum bietet es sich an, Schriften zu mischen?

Ästhetisch gestaltete und durchdacht strukturierte Texte fördern die Lesemotivation und den Lesefluss.

Eine Schriftmischung ist eine effektive Möglichkeit, um vielschichtigen Inhalt didaktisch zu strukturieren und zusammenhängende Elemente auszuzeichnen. Insbesondere beim Quer- und Schnellesen helfen verschiedene Schriftarten dem Leser, die Textstruktur geradewegs zu erfassen und einzelne Passagen direkt aufzufinden.

Mit variierenden Schriften können Bedeutungshierarchien herausgearbeitet werden: so werden klassischerweise für Überschriften und Fließtext verschiedene Fonts eingesetzt. Es ist ebenso möglich, innerhalb eines Absatzes einzelne Wörter oder Wortgruppen durch unterschiedliche Schriften hervorzuheben.

Durch die gelungene Kombination von Schriftarten kann eine herausragende ästhetische und künstlerische Wirkung erzielt werden: das ist besonders für die Gestaltung von Flyern, Plakaten, Verpackungen u.ä. interessant, bei der es weniger um die inhaltliche Gliederung eines vielschichtigen Textes geht, sondern Aufmerksamkeit geweckt werden soll und ein Zusammenspiel mit weiteren Elementen wie Farbe oder Weißraum geschaffen wird.

Welche Methoden gibt es, Schriften zu mischen?

Es können ganze Bausteine eines Textes (zum Beispiel Überschriften, Einleitung, Absatz, Literaturangaben, Bildunterschriften oder Fußnoten) oder nur einzelne Abschnitte eines Absatz (Bedeutsames, Zitate oder Eigennamen u.ä.) in unterschiedlichen Fonts gesetzt werden. Die Auszeichnung einzelner Passagen kann sich in das Gesamtbild und den Grauwert des Textes integrieren und wird vom Leser erst bemerkt, sobald er die betreffende Stelle liest (durch kursiv und gesperrt gesetzte Worte oder Kapitälchen) oder auffälliger zum Beispiel durch fette Schnitte, Versalien oder eine andere Schriftart erfolgen.

Vor allem innerhalb eines Fließtextes ist es von großer Bedeutung, dass Schriftgrad und Schriftschnitt der verwendeten Schriften übereinstimmen. Dadurch ist bereits die erste Voraussetzung für ein harmonisches Schriftbild gegeben. Wird für den Titel eines Textes ein anderer Schriftgrad oder Schriftschnitt verwendet, sollte darauf geachtet werden, dass diese im harmonischen Verhältnis zu Schriftgrad und Schriftschnitt der anderen Schriften stehen.

Was ist bei der Schriftmischung zu beachten?

Im Allgemeinen sollten nicht mehr als zwei oder drei Schriftarten miteinander gemischt werden, um ein überladenes, unruhiges und schwer zu erfassendes Gesamtbild zu vermeiden.

Variante 1: Kontrastierende Fonts

Beide Schriftarten sollten einen klaren Kontrast zueinander aufweisen (zum Beispiel durch die Mischung einer Antiqua mit einer Grotesk-Schrift oder runde bzw. gebrochene Schriften, die derselben Stilepoche entstammen), aber ähnliche Stilmerkmale und Wirkung besitzen (hinsichtlich Dynamik und Statik, Liniendicke, Raumbedarf, Proportionen u.ä.). Für ein harmonisches Gesamtbild sollten zudem der gleiche Schriftgrad und -schnitt gewählt werden.

Variante 2: Harmonische Fonts

Die ausgewählten Schriftarten sollten einander möglichst ähnlich, aber dennoch eindeutig unterscheidbar sein: zum Beispiel verschiedene Schnitte einer Schriftfamilie oder -Sippe.

Beispiele zum Mischen von Schriften

Die Palatino. Die vielseitige und unaufdringliche Palatino besteht aus einer Familie mit vielfältigen Schnitten und eignet sich hervorragend für den Buch- und Magazindruck. Sie bietet vielfältige Möglichkeiten zur Auszeichnung innerhalb einer Schriftfamilie.

Palatino Roman

Die Stone Familie. Die serifenlosen und Serifen-Schriften der Stone-Sippe lassen sich untereinander stimmig kombinieren und sind ideal zur Strukturierung von komplexen Texten mit verschiedenen Bedeutungs- und Hierarchieebenen.

Stone Sans Medium
Stone Serif
Stone Informal

Univers & Palatino. Mit der serifenlosen, modernen und klaren Univers als unaufdringliche funktionale Auszeichungsschrift zum Beispiel für Headlines und Einleitungen und der zeitlosen Antiqua-Schrift Palatino als hervorragend lesbaren und robusten Font für den Fließtext lassen sich schlüssige Textstrukturierungen vornehmen. Beide Schriftarten haben (je nach Schnitt) vergleichbare Proportionen, Raumbedarf und Charakter.

Univers 55 Roman
Palatino Roman

Hier empfiehlt sich keine Schriftmischung:

Bei einigen Schriftklassen schließt sich eine Kombination mit Schriftarten aus derselben oder aus bestimmten anderen Klassen grundsätzlich aus, da sie entweder in zu geringem Maß oder unharmonisch miteinander kontrastieren: Frakturschriften wie Thannhäuser oder Mainzer Fraktur sowie klassizistische Schriften wie die Walbaum sollten nicht untereinander kombiniert werden, ebenso wenig klassizistische mit Renaissance- oder Barock-Antiqua-Fonts. Auch englische Schreibschriften finden nur schwer geeignete Partner: diese sollten keinesfalls mit Renaissance-Antiqua-Schriftarten eingesetzt werden, da Schriftschnitte und -grade sich sehr abweichend zueinander verhalten.