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Schriftportrait Helvetica

Die Weltschrift. Auf verschlungenen Wegen in die Welt: als verspätetes Aushängeschild der Schweizer Typografie erscheint die Helvetica 1959 bei D. Stempel in Frankfurt und tritt von dort den Weg zur typografischen Weltherrschaft an.

Haas'sche Schriftgießerei Münchstein
Max Miedinger entwarf zusammen mit Eduard Hoffmann die Helvetica © Luisao10 Creative Commons

Gleich ob Hand-, Maschinen-, Fotosatz oder computergestütztes DTP: Die Helvetica ist schon da, für die meisten heutigen Schriftsetzer die erste 'richtige' Schrift, mit der sie je in Berührung kamen.

Dennoch: Die Helvetica war nicht immer da. Sie entsteht in den Jahren 1956/57 durch die gemeinsame Arbeit des schweizerischen Grafikers Eduard Hoffmann, Geschäftsführer der Haas'schen Schriftgießerei in Münchstein bei Basel, mit dem Typografen Max Miedinger.

Haas'sche Schriftgießerei Münchstein
Haas'sche Schriftgießerei Münchstein © Marcin Wichary Creative Commons

Schweizerischer Rettungsanker

Miedinger und Hoffmann sind auf der Suche nach einem wirtschaftlichen Rettungsanker für die Schriftgießerei Haas, deren Verkaufserlöse serifenloser Schriften durch die von Berthold vertriebene Akzidenz Grotesk stark unter Druck geraten sind.

Aus der hauseigenen Haas Grotesk (und intensiver Untersuchung der Akzidenz Grotesk) entsteht eine zunächst noch namenlose Schrift mit großer x-Höhe und schmaler Laufweite für den Handsatz. Eine Auswahl von Schnitten dieser Schrift wird 1957 auf der Messe 'graphique 57' als 'Neue Haas' vorgestellt.

Helvetica Light
Helvetica Light
Helvetica in Light Kursiv
Helvetica Light Kursiv

Maschinensatz

Nach der vollständigen Übernahme von Haas durch die D. Stempel AG, Frankfurt/M. fällt die Entscheidung, die 1957 vorgestellte Schrift zu erweitern und für den Maschinensatz auf Linotype- und Monotype-Maschinen herzurichten. Der Name der Maschinensatz-tauglichen Version der Miedinger-Schrift soll auf Entscheidung des neuen Mutterhauses, eingedenk der schweizerischen Herkunft, 'Helvetica' lauten.

Ein wesentlicher Umstand bei der Namensfindung ist die von D. Stempel angestrebte, internationale Vermarktungsstrategie. Als (wenn auch etwas spät erschienene) Speerspitze der Schweizer Typografie verbreitet Miedingers Helvetica sich von Frankfurt aus über die Welt. Dank der aggressiven Vermarktung ist sie bald allgegenwärtig - so präsent, dass schnell von einer 'typografischen Landplage' die Rede ist.

Helvetica normal
Helvetica Normal
Helvetica Kursiv
Helvetica Kursiv

Die Welt schreibt Helvetica

Die Helvetica avanciert zur Hausschrift der Weltkonzerne. Die Aushängeschilder der bundesdeutschen Industrie (BASF, Bayer, BMW, Ford Köln, Hoechst), aber auch Lufthansa und die Bundesbahn schmücken sich schon früh mit der Helvetica.

Mit dem Computerzeitalter erobert die Schweizerin das neue, das digitale Land: Apple rüstet seine Betriebssysteme seit Systemversion OS7 und seine Postscript-Drucker seit dem ersten Laser Writer mit Helvetica aus. Microsoft bescheidet sich bei seinem Windows mit einem Helvetica-Derivat in Gestalt der Arial und als Dritten im Computerschriftenbund nutzen viele Open Source-Programme den von URW angebotenen Helvetica-Ähnling Nimbus.

Helvetica Bold
Helvetica Bold
Helvetica Bold Kursiv
Helvetica Bold Kursiv

1983: Neue Helvetica

1983 erscheint bei D. Stempel AG für den Vertrieb über Linotype die Neue Helvetica. Im Rahmen dieser neu geschaffenen Schriftsippe werden die ursprünglichen Helvetica-Schnitte überarbeitet, teilweise neu gezeichnet und harmonisiert.

Damit kommt etwas Fasson in den über Jahrzehnte gewachsenen Helvetica-Dickicht. Die einzelnen Strichstärken und Laufweiten sind jetzt besser aufeinander abgestimmt, sodass der schriftsetzerische Nutzwert der Helvetica nochmals erheblich steigt.

Heutige Vielfalt

Nach Übernahme der D. Stempel AG durch Linotype (1985) wird unter der neuen Leitung die Schriftfamilie Neue Helvetica weiter ausgebaut. Sie umfasst heute 51 Schnitte. Es gibt Helvetica/Neue Helvetica für beinahe jede erdenkliche Strichstärke von Ultraleicht bis Ultrafett und für eine unglaubliche Vielzahl von Laufweiten von Ultra Compressed bis Extended.

Hinzu kommen die 32 Schnitte der traditionellen Helvetica, bei der zusätzlich einige Sonderzeichenformen (Helvetica Rounded, Helvetica Inserat, Helvetica Textbook) das Angebot abrunden und das Nutzungsspektrum erweitern.

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