Schriftportrait Akzidenz Grotesk
Mit ihrem sachlichen Erscheinungsbild spiegelt die Akzidenz Grotesk die fortschreitende Mechanisierung und Industrialisierung im ausgehenden 19. Jahrhundert wieder.
Ein Zeitgeist, der nach nüchterner, technokratischer Textgestaltung verlangt, die mit den oftmals verspielt wirkenden Altschriften nicht zu erreichen ist. Im serifendominierten Schriftsatz jener Zeit sind die heute so vertrauten Serifenlosen die "Exoten", die sich besonders für die Werbung, die Überschrift oder als Ziertext eignen, wenn eine moderne Wirkung erzielt werden soll.
Klassifizierung der Akzidenz Grotesk
Die Akzidenz Grotesk ist eine der ältesten serifenlosen Schriftarten. Im Klassifizierungsschema zählt sie zu den Serifenlosen Linear-Antiqua (Gruppe VI gem. DIN 16518). Sie basiert auf der klassizistischen Antiqua mit gleichmäßiger Strichstärke. Die Achsen ihrer Rundungen stehen senkrecht zur Grundlinie.
Die Urform entsteht 1880 aus der Hand des königlich-preußischen Schriftschneiders Ferdinand Theinhardt als Royal Grotesk. Ganz im Stil der Zeit sollen aus ihr die Publikationen der Königlich-preußische Akademie der Wissenschaften gesetzt werden. Die H. Berthold AG kauft Theinards Schriftschmiede samt Royal Grotesk im Jahr 1908 auf und 1921 erscheinen zum 25-jährigen Berthold-Firmenjubiläum alle dort mittlerweile versammelten Grotesk-Schnitte erstmals unter der konsolidierten Bezeichnung "Akzidenz Grotesk".
Verworrener Stammbaum
Serifenlose finden vor Beginn den 20. Jh. hauptsächlich im Akzidenzsatz, oftmals auch im wissenschaftlichen Schriftwerk Verwendung. Der Akzidenz Grotesk gelingt wegen ihrer klaren Anmutung in Überschrift und Fließtext zu Beginn des 20. Jahrhunderts als ersten Serifenlosen der Sprung von der Akzidenzschrift (Auszeichnungsschrift) zur Brotschrift.
Insgesamt erscheint der Stammbaum der Akzidenz Grotesk einigermaßen unübersichtlich und verwirrend. Immerhin kauft die Berthold AG bis 1924 allein siebzehn verschiedene Schrifthersteller auf, von denen mehr als einer einzelne Schnitte der Akzidenz Grotesk entwickelt hat. Lizenz- und urheberrechtliche Schwierigkeiten und Gerichtsprozesse erschweren die Darstellung des Stammbaums noch weiter. Selbst eine vollständige und umfassende Historie der Schrift steht immer noch aus.
Typografische Emanzipation
Viele Autoren sehen im typografischen Aufstieg der Akzidenz Grotesk den Ausdruck einer Emanzipation junger Typografen gegenüber dem althergebrachten Satz mit seinen Serifen oder gebrochenen Schriften. Darum wundert es nicht, dass die Grotesk im Fahrwasser der jungen, wilden Stilrichtungen der Kunst, etwa dem Futurismus, Konstruktivismus und Dadaismus daher kommt.
In einem rein praktischen Gesichtspunkt schließlich trägt der Verzicht auf Serifen, deren feine Konturen sich im Handsatz bei höheren Auflagen schnell abnutzen, ebenfalls zur weiteren Verbreitung der Serifenlosen bei. Mit der Akzidenz Grotesk als Vorreiterin, halten die Typen der Grotesk im Druck deutlich länger. So sind sie auch für das Durchdrucken höherer Auflagen geeignet und tragen damit zu einem wirtschaftlicheren Druckprozess bei.
Akzidenz Grotesk als die Grotesk schlechthin
Heute gilt die Akzidenz Grotesk im professionellen Schriftsatz als "die Grotesk schlechthin". Akzidenz Grotesk ist heute unter anderem die Hausschrift von McDonald's, Nissan, Subaru, Credit Suisse und sie ist die Auszeichnungsschrift der "Technology Review" (Zeitschrift des MIT, Cambridge, Ms.) für Bildunterschriften, das Inhaltsverzeichnis und Infoboxen.
Mit ihrer Schnittvielfalt und ihrem klaren Schriftbild bietet sich die Akzidenz Grotesk für den Massensatz ebenso an wie für Satzaufgaben, bei denen kleine Schriftgrößen erforderlich sind. Sie ist für die Monitordarstellung, also als Webfont oder zur Beschriftung, ausgesprochen gut geeignet. Ein weiteres Einsatzgebiet sind typografische Experimente und grafische Typoarbeiten, bei denen es auf eine klare Schrift ohne dominierende Gestaltungsmerkmale ankommt.
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