Schriftportrait Galliard
Der Honigkuchen. Die sinnliche, lebhafte Galliard entsteht als Anspielung auf die Schriftkunst des französischen Renaissance-Meisters Robert Granjon. Ihre Namen verdankt sie dem angesagtesten Modetanz aus Granjons Tagen: Üppig, überschwänglich und manchmal ein bisschen ausgelassen - treffender hätte der Name nicht ausfallen können.
Die Schriftart Galliard wurde von Matthew Carter (* 1937) entworfen und erschien im Jahr 1978 bei der Mergenthaler Linotype Company. Sie gründet sich auf die Schriften des französischen Schriftschneiders Robert Granjon (1513 - 1589). Galliard ist die erste Schrift ihres Genres, die ausschließlich für den Fotosatz angeboten und eine der ersten Schriften, die mit Computerhilfe für den Fotosatz aufbereitet wird.
Carter und Parker: Granjon und Antwerpen
Die Idee zur Schaffung der Galliard entspringt der gemeinsamen Vorliebe von Mike Parker, Direktor für Schriftenentwicklung bei Mergenthaler Linotype und dem jungen Schriftentwerfer Matthew Carter. Beide lieben die Schriften Granjons, wie sie im Plantin-Moretus Museum in Antwerpen ausgestellt sind.
Für Parker ist es eine Rückbesinnung auf seine eigenen beruflichen Wurzeln: Vor seiner Tätigkeit für Mergenthaler Linotype hält er ein Stipendium der Belgisch-Amerikanischen Educational Foundation und arbeitet an besagtem Antwerpener Museum.
Carter, Sohn des Typografie-Historikers Harry Carter, hat die Schriftgeschichte quasi mit der Muttermilch aufgenommen und verfügt zudem aus seinen Lehrjahren bei dem Stempelschneider Paul Raedisch, Schriftgießerei Enschede in Haarlem, über enge Bindungen an den flämisch-flandrischen Raum.
Von Mergenthaler zu ITC
Ausgehend von einem gemeinsamen Museumsbesuch Beider in Antwerpen zieht sich die Entwicklung der Galliard in den 1960er und 1970er Jahren hin, ohne dass dabei zunächst ein konkreter Zeichensatz entsteht. Erst in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre verdichten sich die Arbeiten, bis 1978 die Schrift Galliard bei Mergenthaler Linotype erscheint.
Im Jahr 1981 kauft die International Typeface Corporation die Rechte an der Schrift und gibt sie als erweiterte Schriftfamilie mit zusätzlichen Strichstärken neu heraus. Auch die neuen Schnitte werden von Matthew Carter gestaltet.
Der authentische Funke
Die Galliard ist eine robuste Schriftart mit kräftigen Strichen und scharfer Detailzeichnung. Sie gründet sich auf Carters Interpretation des Geistes der ursprünglichen Granjon-Schriften. Durch seinen mehrjährigen Aufenthalt im Dunstkreis der Arbeiten Granjons im Plantin-Moretus Museum gelingt Carter diese Übersetzung in hervorragender Weise. Seine Galliard besitzt jenen authentischen Funken (Alexander Lawson)
, der anderen Nachempfindungen von Schriften großer Meister aus vergangenen Tagen so bitter fehlt.
Kursive Sahnestücke
Insbesondere die Kursiven der Galliard sind eine wahre Fundgrube für ungewöhnliche und gelungene Schriftmerkmale: Die Ausgestaltung der Kleinbuchstaben a und f, insbesondere aber das g, sind spektakulär. Die Bögen der Kleinbuchstaben wechseln: Die Schultern der Buchstaben bhmnr setzen beinahe am Zeichenfuß an, diejenigen von adgpqu hingegen nahe der Mittelhöhe (x-Linie). Die insgesamt große x-Höhe gewährleistet gute Lesbarkeit, die lang gezogenen Serifen sorgen für markante Zeichenformen und die 'gespaltenen' Zeichenformen des r und des Y sind beinahe einzigartig.
Eine von der Stiftung Buchkunst des Museums der Arbeit, Hamburg, im Jahr 2005 durchgeführte Studie bescheinigt der Galliard keine prominente Stellung im Buchmarkt. Immerhin gesteht die Studie ihr aber eine Ausnahmestellung zu, da sie eine der wenigen während der Fotosatzzeit neu entwickelten Schriften ist, die den Sprung ins Digitalzeitalter unbeschadet geschafft hat.
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