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Fremde Schriften

Die elfte Gruppe nach der Schriftklassifikation DIN 16518 enthält die so genannten "fremden Schriften", die nicht lateinischen Ursprungs sind, also im Wesentlichen griechische, hebräische, kyrillische, arabische und fernöstliche Schriften sowie die große Gruppe der Bilder- und Symbolschriften.

Gemeinsamer Nenner

Verbindendes Merkmal der fremden Schriften ist lediglich der Umstand, dass sie über starke bis gar keine Ähnlichkeiten mit den lateinischen Schriften verfügen.

Die hier unter anderem zu findenden griechischen und kyrillischen Schriften haben den gleichen Ursprung wie der römisch-lateinische Schriftbestand. Sie werden oder wurden mit den gleichen Werkzeugen und Hilfsmitteln geschrieben. Als Folge davon weisen sie starke Ähnlichkeiten zu Antiqua & Co. auf und verfügen über nur wenige abweichende Zeichen oder Zeichenformen.

Außereuropäische Schriften

Fremdländische Schriften, wie etwa die fernöstlichen oder die arabischen Schriften, die nach DIN 16518 ebenfalls der Gruppe 11 zuzurechnen sind, lassen sich ohne Kenntnisse der entsprechenden Schriften und Kulturkreise kaum sinnvoll ordnen oder kategorisieren.

Chinesische Schrift

Das Wort Hànzì (chinesische Zeichen) in traditionellen chinesischen Langzeichen
Das Wort Hànzì (chinesische Zeichen) in traditionellen chinesischen Langzeichen

Die chinesische Schrift gibt die Bedeutung der Worte in kleinen Zeichnungen oder Piktogrammen wieder. Sie ist also keine Buchstabenschrift, sondern eine Zeichenschrift.

Heute werden nur noch 25% der ursprünglichen 70.000 chinesischen Schriftzeichen verwendet. Ein Schriftzeichen gilt als graphemische Repräsentation einer Silbe in der chinesischen Sprache

Hebräische Schrift

Die hebräische Sprache entspringt ursprünglich der phönizischen Schrift, aus der sich die althebräische Schrift abgeleitet hat. Aus Bildsymbolen entstanden Buchstabenformen. Später wurde einfach der Anfangslaut des Bildsymbols mit dem Wort assoziiert.

Hebräische Schrift wird umgekehrt zu unserer lateinischen Schrift von rechts nach links geschrieben und gelesen. Es gibt keine Unterscheidung zwischen Groß- und Kleinschreibung.

Das hebräische Alphabet gilt für das antike und moderne Hebräisch, für das biblische und talmudische Aramäisch und für jüdische Sprachen wie Jiddisch und Ladino.

Indische Schriften

Der indoarischen Sprachraum umfasst ähnlich wie der chinesische und der japanische unzählig viele Schriften und Schriftzeichen. Sanskrit ist die bekannteste indische Sprache, denn in ihr wurden die Veden, das religiöse Urwerk der klassischen indischen Kultur verfasst.

Sanskrit ist auch die am häufigsten verwendetste Sprache der Brahmanen.

Japanische Schriften

Die modernen japanischen Sprachen bestehen entweder aus den sogenannten Kanji - dies sind Logogramme, die meist den Wortstamm bilden, oder aus Silbenschriften wie Hiragana oder Katakana. Silbenschriften, die aus dem lateinischen Alphabet stammen, bezeichnet man als Romaji.

Alle diese Schriftarten werden parallel im Alltag verwendet, da sie spezifische Funktionen haben

Kyrillische Schriften

Kyrillisch ist eine Buchstabenschrift. Viele dem slawischen Raum zugeordnete Sprachen in Europa und Asien verwenden sie. Die Sprachen Russisch, Serbisch, Ukrainisch, Bulgarisch und Mazedonisch verwenden zum Teil die kyrillische Schrift.

Versuche zur Einbindung fremder Schriften: Globalisierung

Interessant sind in diesem Zusammenhang verschiedene moderne Schriftsysteme, die den Versuch unternehmen, eine Brücke von den lateinischen zu diesen fremdländischen Schriften zu schlagen.

Verwiesen sei in diesem Zusammenhang auf das von Kurt Weidemann 1989 geschaffene Schriftsystem Corporate ASE, die Hausschrift des international agierenden Daimler Benz-Konzerns (ehemals Daimler-Chrysler).

Entsprechend der weltweiten Anwendung dieses Systems im Zuge der geschäftlichen Daimler-Aktivitäten, enthält das Corporate-Schriftsystem neben dem Vorrat an lateinischen Zeichen zahlreiche Buchstaben und Schriftzeichen von fremden Schriften.

Ergänzung vorhandener Schriftarten

Gleiches gilt für viele andere Schriftarten, für die bereits bei der Schöpfung oder zu späteren Zeitpunkten griechische oder kyrillische Zeichen entwickelt wurden, um die Voraussetzungen für eine weitere Verbreitung der jeweiligen Schrift zu schaffen.

Zwar liegt die Motivation zum Ausbau vorhandener Schriften in diese Richtung mehr auf kommerziellem als auf typografischem Gebiet, doch führen auch diese Aktivitäten zu einer Integration fremder Schriften in die vorhandene Schriftschematik.

Symbol- und Zeichenschriften

Nicht vergessen werden darf die große Gruppe der Symbolschriftarten. Schon seit Beginn des computergestützten DTP haben sich die ältesten Schriftformate (die Bitmap-Schriften, aber auch das True Type- und das Post Script Level 1-Format) als einfache Möglichkeit etabliert, Symbole und Piktogramme mit einem einfachen, von Grafikformaten unabhängigen Datenformat in Textverarbeitungen und Layout-Programme einzuführen.

Dementsprechend findet sich in der Gruppe der Symbolschriftarten eine Vielzahl von Piktogrammsammlungen, deren Import in Druckerei- und Druckvorstufen-kompatible Programme ansonsten nur über den Umweg von Grafikprogrammen (und deren Datenformate) möglich war.

Das in neuere Schriftformate wie das Open Type-Format integrierte Copyright- und Vervielfältigungsmanagement gibt auch solchen Anwendungen die Möglichkeit, die unkontrollierte Weiterverbreitung bzw. Einbettung in andere Datenformate (beispielweise das pdf-Format) einzuschränken oder zu untersagen.