Schriftportrait Times
Die Zeitlose. Times Old Roman, Times New Roman, Times Roman. Im Fall der Times relativiert sich der Zeitbegriff: von alt zu neu aus alt zu alt für neu - und immer eine zeitlose Schrift, die in Zeitungen, Magazinen, der Werbung oder als Computerschrift immer eine gute Figur macht.
Die Times Roman wird 1929 von dem britischen Schriftgestalter Stanley Morison für die angesehene Londoner Tageszeitung 'The Times' entworfen.
Die 'Times': die Abgeschnittene
Morisons hatte sich kritisch zum typografischen Erscheinungsbild der Times geäußert: schlechte Druckqualität, typografisch antiquiert und abgeschnitten von den wichtigsten zeitgenössischen Strömungen der Schriftgestaltung
[q10].
Morisons Krittelei fällt in eine Zeit der 1920er Jahre, in der in typografischen Zirkeln eine breite Diskussion über den Stellenwert der Lesbarkeit von Schriften und mögliche Wege zu deren Erreichbarkeit stattfindet.
Die diskutierten Fragen von Lesbarkeit und Leserlichkeit sind nicht ganz neu. Aus vorangegangenen Erörterungsrunden diesseits und jenseits des Atlantiks sind bereits ganze Schriftenfamilien hervorgegangen: die Century (1895), die Cheltenham (1902) und, in jüngerer Zeit, die viel beachtete Ionic von Linotype (1926).
Griff in die Mottenkiste
Schafften die Amerikaner im Sinne besserer Lesbarkeit Neues, tritt Morison den umgekehrten Weg an: Kein US-Plagiat, sondern eine in europäischer Tradition stehende Schrift soll es werden.
Er greift für die neue Times-Schrift auf einen alten Schriftentwurf zurück: Monotype Plantin 113, bereits 1913 aus der Feder des Monotype-Schriftgestalters F. H. Pierpont auf Grundlage der 'Gros Cicero' des Robert Granjohn aus dem 16. Jahrhundert entstanden.
Plantin oder ähnlich
Mit dem Times-Grafiker Victor Lardent entwickelt Morison die neue Schrift. Es entsteht schließlich eine Schrift, die in ihren Umrissen der Plantin ähnelt, deren scharfe Serifen und stärker ausgeprägte Kontraste ihr jedoch ein Strahlen verleihen, das Monotypes Plantin niemals zu erreichen imstande war
[q20].
Die neue Schrift erhält - ihre Vorgängerin trug bei der Times den Namen 'Times Old Roman' - die Bezeichnung 'Times New Roman', im US-amerikanischen Markt fällt das 'New' weg, sodass die Schrift schließlich schlicht 'Times Roman' heißt. Die erste Ausgabe der Times in typografisch neuen Kleidern erscheint am 03.10.1932.
Erfolg in fremden Gefilden
Die neue Times wird zwar auf dem Schriftenmarkt ein Erfolg, doch finden sich nur wenige Zeitungen, die sie übernehmen. Dies liegt weniger an ihren typografischen Eigenschaften als an dem Umstand, dass sie recht anspruchsvoll ist und nur auf exklusiven Papiersorten eine gute Figur macht.
Festen Halt findet die neue Times dafür im Buchmarkt und in der Werbung. Der US-amerikanische Markt nimmt das britische Geschöpf nur zögerlich an. Das ändert sich erst, als der bekannte US-Zeitschriftenverlag Crowell-Collier dazu übergeht, seine Magazine - vorneweg das Flaggschiff 'Collier's Magazine' - in Times Roman zu setzen.
Die neuen Zeiten
Die englische Tageszeitung Times hält ihrer Schriftschöpfung bis 1972 die Treue. In diesem Jahr tauscht sie ihre Altgediente unter dem Eindruck des Fortschritts aus Rollenoffsetdruck und Fotosatz gegen die robustere Times Europa aus.
Im Computerzeitalter ist die Times Roman von Anfang an mit dabei: Sie wird von Adobe in den Anfangsbestand der Postscript-Schriften übernommen und ist damit vom Start weg auf allen postscript-fähigen Laserdruckern verfügbar.
Als Times Roman findet sie in die Schriftausstattung der Apple-Betriebssysteme ab System 7 Eingang. Microsoft lizenziert sie als Times New Roman direkt bei Monotype und stattet seine Betriebssystemaufsätze der Windows-Reihe seit Version 3.1 mit ihr aus.
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