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Schriftportrait Lithos

Die Ursprüngliche. Lettern, wie in Stein gehauen - schnörkellos, aufrecht und einfach. Die Lithos, von manchen verächtlich als 'Faustkeilschrift' tituliert, ist seit ihrem Erscheinen die typografische Verkörperung von Ursprünglichkeit und Frühkultur.

Lithos Extra Light
Lithos Extra Light
Lithos Light
Lithos Light

Die Lithos entsteht in den späten 1980er Jahren durch die US-amerikanische Schriftentwerferin Carol Twombly und wird im Jahr 1989 von Adobe in der Reihe 'Adobe Originals' veröffentlicht.

Hammer und Meißel

Twombly lässt sich bei ihrem Entwurf von Inschriften des klassischen Griechenlands inspirieren. Diese Schriften, die vornehmlich der Beschriftung öffentlicher Gebäude und offizieller Denkmale dienen, sind völlig schmucklos und werden mit Hammer und Meißel in den Stein (daher der Name Lithos = griechisch Stein) gemeißelt.

Die alten griechischen Inschriften dienen Twomblys allerdings ausschließlich als Quelle der Inspiration, die Lithos ist dementsprechend als moderne Hommage an die Zeichensprache des klassischen Griechenland und keinesfalls als originalgetreue Adaption zu verstehen.

Von Griechen und Römern

Mit der Lithos vervollständigt Twombly eine kleine Reihe Schriftentwürfe, die die Anmutung von Schriften vergangener Jahrhunderte und Zivilisationen zur Textauszeichnung in unseren Tagen verfügbar machen.

Neben der Lithos zählen hierzu auch die ebenfalls 1989 erschienenen Trajan, die sich an der römischen Großletternschrift orientiert und die Charlemagne (1989), die den Duktus oströmischer bzw. frühbyzantinischer Schriften aus den Tagen Kaiser Konstantins wieder lebendig werden lässt.

Schriften entworfen von Carol Twombly
Schriften Lithos, Adobe Caslon, Trajan und Myriad entworfen von Carol Twombly

Grenzen der Computerschrift

Die Umsetzung der Lithos als Computerschrift zeigt jedoch die Grenzen dieser Darstellungsmethode: Die einfachen, fast rudimentär wirkenden Schriftformen sind eine direkte Folge des ursprünglichen 'Ausgabemediums', nämlich Hammer und Meißel, mit denen sich naturgemäß einfache Formen besser darstellen lassen als grazile Ornamentik.

Darüber hinaus stehen die originalen, in Stein gemeißelten Lettern, die ja vornehmlich der Beschriftung von Zweckbauten dienten, in stetem Wechselspiel mit der im Tagesverlauf sich ändernden Sonnenbeleuchtung, die eine Inschrift am Morgen anders aussehen lässt als am Spätnachmittag. Dieser Aspekt, ein wesentliches Merkmal der Originalschriften, fehlt in der Computerumsetzung naturgemäß, sodass ein großer Teil des Charmes der Originalschriften (und das war wohl auch Twombly schmerzlich bewusst) schlichtweg verloren geht.

Lithos Regular
Lithos Regular
Lithos Bold
Lithos Bold
Lithos Black
Lithos Black

Die Kulturwandelnde

Seit ihrer Veröffentlichung wird der Gebrauch der Lithos, der zunächst aus naheliegenden Gründen auf den ausgesprochen begrenzten griechischen bzw. mediterranen Kontext (vornehmlich Reisekataloge und Speisekarten) begrenzt war, in der Praxis zunehmend weiter gefasst.

So ist einige Jahre nach ihrem Erscheinen die Verwendung der Lithos im Zusammenhang völlig anderer Kulturkreise zu beobachten: Die Rückseite einiger 1-Dollar-Münzen ist mit Lithos beschriftet und zeigt einen mit Pflanzarbeiten befassten US-amerikanischen Ureinwohner.

Es lässt sich beobachten, dass sich die Verwendung der Lithos auf Zusammenhänge mit Naturvölkern aller Kontinente ausgebreitet hat - immer dann, wenn die Aufgabe lautet, mit typografischen Mitteln eine Atmosphäre der naturnahen Einfachheit zu erzeugen, ohne die spezifische Bild- und Symbolsprache des jeweiligen Kulturkreises direkt anzusprechen oder zu verwenden.

Weitere Verwendungen

Weitere interessante Anwendungen der Lithos ist ihre Nutzung als Quasi-Hausschrift des Musiksender MTV bis in die frühen 1990er Jahre sowie als redaktionelle Auszeichnungsschrift für die derzeit 350 Titel umfassende 'Very Short Introduction'-Reihe der Oxford University Press. Hierzulande gehört die Lithos zu dem kleinen Kreis von Schriftarten, die allgemein als Grabsteinschrift akzeptiert werden.

Lithos Pro

Im Jahr 2008 erfährt die spartanisch ausgestattete Lithos eine bescheidene Erweiterung, als sie in der Pro-Version mit Unterstützung für die (heutige) griechische Sprache sowie Kapitälchen und Mediävalziffern vorgestellt wird.

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