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Schriftportrait Caslon

Caslon, die Emanzipierte. Von der 'Schrift der Könige' zur Schrift für die amerikanische Unabhängigkeitserklärung: Die Caslon ist eine Schrift des Umbruchs und des Übergangs - sie befreit die englischen Drucker vom Diktat der holländischen Schriftgießer und sie befreit die amerikanischen Kolonien per Deklaration von der Herrschaft des britischen Empires. Und auch heute noch, 290 Jahre nach ihrem Entstehen, ist Caslon ein Dauerbrenner.

Britischer Schriftentwickler William Caslon
Portrait des britischen Schriftentwicklers William Caslon

Schrift der Befreiung

Die Caslon wird vom britischen Schriftgießer William Caslon (1692 - 1766) in den Jahren zwischen 1720 und 1726 entworfen. Ihre tatsächliche Entstehungsgeschichte ist einigermaßen unklar. Caslons Schrift gilt allgemein als getreue Kopie einer Antiqua des holländischen Schriftschneiders Christoffel van Dyck, dessen Schriften als Importware in England seit den 1690er Jahren recht verbreitet sind.

Caslon geht es bei seiner Neuschöpfung denn auch weniger um typografische Innovation als vielmehr um die Schaffung von technisch einwandfreien, gut zu drucken und zu lesenden Schriften aus eigener, inländischer Herstellung. Damit hofft er, auf die teuren Importe der Schriften der marktführenden holländischen Schriftschneider verzichten zu können.

Caslon Regular
Caslon Regular
Caslon Italic
Caslon Italic

Typografische Unabhängigkeit

William Caslon schafft sich insbesondere wegen der guten Lesbarkeit seiner Schriften in England schnell einen ausgezeichneten Ruf. Durch seine Bemühungen um die Schriftentwicklung gelingt es den englischen Druckern tatsächlich, von den teuer importierten holländischen Schriften unabhängiger zu werden. In England gilt die Nutzung von Caslons Schriften daher fast als patriotischer Akt.

Caslons Schriften dehnen sich gemeinsam mit dem stetig wachsenden britischen Empire über die ganze Welt aus und sie sind auch in den nordamerikanischen Kolonien des Empires vorherrschend. Somit ist Caslon Schöpfer der Schrift, in der die amerikanische Unabhängigkeitserklärung und der Erstdruck der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika gedruckt wurde.

Caslon Semibold
Caslon Semibold
Caslon Semibold Italic
Caslon Semibold Italic

Renaissance im 19. Jahrhundert

Als gegen Mitte des 19. Jahrhunderts in Großbritannien das Gedankengut der Renaissance wieder auflebt, sieht auch Caslons Schrift eine neue Blütezeit. Im Fahrwasser der britischen 'Arts and Crafts'-Bewegung wird Caslon ab 1844, nun mit dem Zusatz 'Old Face' in England wieder gegossen. Im Zweifel immer Caslon in ihren beruflichen Werdegang hinein.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, der Bleisatz liegt in den letzten Zügen, befinden sich am kommerziellen Markt eine überraschende Vielzahl von Caslon-Abarten unterschiedlicher Hersteller, die sich ebenso unterschiedlichem Maße auf Caslons Originalschrift stützen

Caslon Bold
Caslon Bold
Caslon Bold Italic
Caslon Bold Italic

Caslon als Dauerbrenner ins 21. Jahrhundert

In den späten 1970er Jahren macht sich Günter Gerhard Lange, künstlerischer Direktor der Berthold AG, um die Caslon verdient, als er in Gestalt der Caslon Buch eine Neuinterpretation für den Fotosatz vorlegt. Als US-amerikanischer Beitrag zur Caslon-Vielfalt erscheint 1983 bei der International Type Foundation (ITC) aus der Hand von Ed Benguiat die Caslon 224.

Die digitale Karriere der Caslon ist mit dem Namen Carol Twombly verknüpft, die 1990 für die Adobe Corporation die Adobe Caslon zeichnet. Seitdem reißt die Welle an Neuauflagen und Neuinterpretationen der Caslon nicht ab. Allein der Umstand, dass in den Jahren nach 2000 beinahe ein Dutzend neue Caslon-Varianten erschienen sind, zeigt, wie aktuell eine Schrift auch 250 Jahre nach ihrer Schaffung noch sein kann.

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