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Schriftportrait Sabon

Die Übergreifende. In der Welt des Schriftsatzes buhlen Mitte der 1960er Jahre drei miteinander unverträgliche Satzsysteme um die Gunst des Gewerbes. Eine Brücke soll her, eine Schrift, die auf allen Systemen gleich gut aussieht. Ein ehemaliger 'junger Wilder' soll sie zeichnen: Jan Tschichold.

Jan Tschichold
Jan Tschichold, Entwickler der Sabon © ErlingMandelmann.ch, Creative Commons

Wunsch nach Hardwareunabhängigkeit

Ausgangspunkt für die Sabon sind zu Beginn der 1960er Jahre Klagen namhafter deutscher Drucker. Gefordert wird eine Schrift, die unabhängig vom verwendeten Satzsystem (Hand- oder Maschinensatz nach Linotype oder Monotype) stets gleich aussieht.

Es soll sich um eine klassisch anmutende Schrift in der Tradition der Renaissance-Schriften nach dem Vorbild Claude Garamonds oder Robert Granjons handeln. Die neue Schrift soll schmaler laufen als Garamonds Vorbilder, um den Raum- und Zeitbedarf des Satzes wirtschaftlicher gestalten zu können.

Sabon Next Regular
Sabon Next Regular
Sabon Next Italic
Sabon Next Italic

Jan Tschichold

Als Entwickler der Schrift wird der Typograf Jan Tschichold verpflichtet. Tschichold ist seit jeher ein Grenzgänger, der zu Zeiten in beiden Welten - in Avantgarde und bei den Traditionalisten - zu Hause war. In den 1920er und 1930er Jahren ist er Mitglied und typografische Triebfeder des Bauhauses und der Neuen Typografie, in den Nachkriegsjahren wendet er sich den Traditionalisten und der typografischen Restaurationsbewegung zu.

Dass Jan Tschichold den Auftrag zur Entwicklung der Sabon erhält, erscheint wie ein Augenzwinkern der Typogeschichte. Er hat dem Bauhaus - dessen Grundthema ja Standardisierung und Vereinfachung des Designs im Sinne der industriellen Massenfertigungstauglichkeit ist - längst abgeschworen und sich traditionalistischeren Ansätzen verschrieben.

Nun erhält seine Schriftschöpfung Sabon genau die Attribute, die er nach seinem Ausstieg aus dem Bauhaus so kritisch hinterfragt hat: die Gleichförmigkeit der Vereinfachung in Dienste der maschinellen Reproduzierbarkeit.

Sabon Next Demi
Sabon Next Demi
Sabon Next Demi Italic
Sabon Next Demi Italic

Neuanstrich der Titanic?

Eigentlich erscheint die Forderung der deutschen Druckhäuser ohnehin wie der Wunsch nach einem Neuanstrich der Titanic: Die Satzsysteme, für die die Sabon entwickelt werden soll, haben ihren technischen Zenit längst überschritten.

Setzmaschinen von Linotype und Monotype, mithin Letter- und Zeilengussverfahren ebenso wie der von der D. Stempel AG versorgte Handsatz, stehen vor dem technologischen Aus. In wenigen Jahren wird der Fotosatz mit seinen neuen Möglichkeiten die Szenerie im professionellen Schriftsatz dominieren.

Als Ergebnis aller Mühen der entsteht in Zusammenarbeit der drei Schriftgießereien Linotype, Monotype und D. Stempel schließlich 1966 die nach dem Garamond-Schüler Jacob Sabon benannte Schrift.

Sabon Next Bold
Sabon Next Bold
Sabon Next Bold Italic
Sabon Next Bold Italic

Sabon - das Bindeglied

Die Sabon ist eine typische Renaissance-Antiqua mit klassentypisch rundem, klarem Schriftbild und sehr guten Leseeigenschaften. In der Literatur wird sie oft als Wiederbelebung der Garamond bezeichnet. Tatsächlich jedoch gründet sie sich auf eine 14-Punkt-Antiqua namens 'Saint Augustine', die in einem viel gerühmten Musterdruck der Druckerei Egenolff-Berner (dem Rechtsnachfolger Sabons) aus dem Jahr 1592 enthalten ist.

Die Kursive der Sabon stützt sich auf eine von Garamond-Schüler Robert Granjon verwendete Schrift, die ebenfalls in dem Musterdruck von 1592 enthalten ist.

Sabon Next Extra Bold
Sabon Next Extra Bold
Sabon Next Extra Bold Italic
Sabon Next Extra Bold Italic

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Die Sabon wird im deutschen Sprachraum ein umgehender Erfolg und erfreut sich in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren im Werkdruck, aber auch im Akzidenzdruck weithin großer Beliebtheit. Mit der Neuauflage der Sabon als Sabon Next (Linotype) erhält Jan Tschicholds Sabon im Jahr 2002 das Rüstzeug, um auch als Digitalschrift unsere Schriftlandschaft weiterhin bereichern zu können.

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