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Schriftportrait Courier

Courier, die Demokratische. Sie ist das Relikt aus dem Schreibmaschinenzeitalter, aber keine andere Schrift ist so effizient, so bürokratisch, so anonym, so faktisch, so gleich wie sie: Alle Zeichen sind gleich breit, alle Zeilen gleich lang. Und alle Nutzer sind gleich - Courier kann von jedermann genutzt werden, niemand verlangt Lizenzgebühren, sie gehört allen.

Entwickelt wird sie 1955 durch Howard "Bud" Kettler, ehemaliger Herausgeber einer Kleinstadtzeitung und Drucker, der 1952 in die Dienste von IBM tritt. Die Courier, eine von vielen Entwürfen Kettlers, wird für die IBM-Kugelkopfschreibmaschine Selectric ausgewählt, die ab Juli 1961 vertrieben wird.

Courier Regular
Courier Regular

Die Rechtefreie

Die Courier wird zwar von IBM in Auftrag gegeben, doch beansprucht das Unternehmen keine Exklusivrechte und verlangt keine Lizenzgebühren für die Nutzung. So entwickelt sich die Courier zum Quasi-Standard der Schreibmaschinenschrift.

Obwohl Schreibmaschinen in unseren Tagen weitgehend verschwunden sind, hat die Courier diese Zeit überlebt. Sie findet ihren Weg auf die ersten Personal Computer. Die Eigenschaften, die sie zu *der* Schreibmaschinenschrift gemacht haben, verhelfen auch zum Start in das heraufdämmernde Digitalzeitalter: sie benötigt wenig Speicher, stellt nur geringe Anforderungen an die Darstellung und ihre Verwendung, etwa in Ausdrucken, steht in der vertrauten, optischen Tradition der Schreibmaschine.

Courier Oblique
Courier Oblique

Die Fehlermeldende

Aus dieser Urzeit der Datenverarbeitung hat sich ein Relikt in unsere Zeit retten können (auch wenn wir es hier üblicherweise nicht willkommen heißen): Courier ist in der Post Script-Welt die Standard-Ersatzschrift bei fehlenden Schriften.

Die meisten Post Script-fähigen Drucker, Belichter, Plotter verwenden Courier, um auf fehlende Schriftinformationen in den auszugebenden Dokumenten oder auf andere Post Script-Fehler aufmerksam zu machen. Für gestandene Post Scriptler bedeutet damit der Anblick der Courier auf Papier, Film oder Platte stets Unannehmlichkeiten.

Courier Bold
Courier Bold

Die Liniehaltende

Da sie zu den nicht-proportionalen Schriften zählt, wird der registerhaltende EDV-Spaltensatz schnell zu ihrer Domäne. Weil alle Zeichen, von I bis W, gleich breit sind, bleiben alle in Courier gesetzten Spalten in der Reihe und stehen stets sauber und ordentlich in einer vertikalen Flucht.

So ist es möglich, feste Zeichenzahlen pro Seite vorzugeben - wie etwa im traditionellen Zeitungssatz oder bei Drehbüchern, wenn die Nutzung der Courier in 12 Punkt Schriftgröße vorgeschrieben wird. Die Courier 12 wird damit auch im Computer- und Bildschirmzeitalter zu einem Standard in vielen Bereichen, in denen es um vorgegebene Textmengen geht.

Courier Bold Oblique
Courier Bold Oblique

Die Dauerhafte

Zum Namen Courier soll Kettler selbst einmal erzählt haben, dass er ursprünglich 'Messenger' hätte sein sollen. Dann habe er sich aber für Courier entschieden:

Ein Brief kann ein einfacher Nachrichtenübermittler sein oder er kann der Kurier sein, was natürlich mehr Würde, Prestige und Dauerhaftigkeit ausstrahlt.

Kettler

Die Courier ist damit die authentischste und transparenteste Schrift, über die wir auf dem Computer verfügen. Sie macht alles gleich, sie verleugnet weder ihre Herkunft, noch verführt sie uns mit typografischem Chichi dazu, sie zu nutzen.

Und doch: Jeder kann und darf sie nutzen, sie steht in niemandes Eigentum und sie vermittelt immer diese anonyme, schnörkellose Effizienz von Behördenschreiben. Kurz: Sie kommt auf den Punkt. Und das ist immerhin eine Eigenschaft, die ihr wahrscheinlich noch das Überleben im nächsten und übernächsten Zeitalter sichern wird.

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