Schriftportrait Bank Gothic
Die Karge. Als reine Zierschrift mit magerer Ausstattung bringt es die Bank Gothic in der schriftsetzenden Gunst zum Liebling der Film- und Fernseh(Schrift-)gestalter. Und das, obwohl sie erst in unseren Tagen die Zeichenvielfalt erhält, die sich ihre Anwender seit über 70 Jahren wünschen.
Die Bank Gothic wird 1930 von Morris Fuller Benton für die American Type Founders (ATF) entworfen. Einer oft zitierten Anekdote zufolge nimmt Benton als ersten Entwicklungsschritt auf dem Weg zur Bank Gothic einen Abdruck von der Inschrift eines Grabsteins.
Reine Zierschrift
Die von Benton gezeichnete Bank Gothic ist zunächst nur als reine Zierschrift gedacht und besteht ausschließlich aus Großbuchstaben. Die bis in die 1980er Jahre nur für den Handsatz erhältliche, originale ATF-Schrift wird in drei Strichstärken - Leicht, Medium und Fett - und zwei Laufweiten - normal und schmal (condensed) - angeboten. Die schmalen Schnitte sind nur in den Strichstärken Leicht und Medium ausgeführt.
Digitalisierung durch Linotype
Erst die von Linotype in den 1980er Jahren vorgelegte Digitalversion erweitert den Zeichenbestand als Kleinbuchstabenersatz um Kapitälchen. Allerdings findet unter Linotypes Federführung nur der Medium-Schnitt den Weg in das Digitalzeitalter. Zudem erhält die digitale Bank Gothic eine weitere Laufweite und Zeichenbreite als das Original für den Handsatz.
Die Umwandlung ins Digitale erfolgt allerdings nur halbherzig: Linotypes Bank Gothic ist nur als TrueType-Schrift erhältlich, eine Type 1 Post Script-Schrift wird niemals aufgelegt. Und auch die TrueType-Bank wird zu Beginn der 1990er Jahre aus dem Programm genommen.
Auftritt der Drittanbieter
Die etwas dürftige Ausstattung der Bank Gothic veranlasst Drittanbieter, sich an einer Erweiterung zu versuchen. So legt der Schriftkünstler Doret im Jahr 2003 seine Interpretation des fehlenden Satzes Kleinbuchstaben unter der Bezeichnung 'DeLuxe Gothic' vor.
Im Jahr 2010 schließt sich der Independent-Hersteller FontHaus an, der den Versuch einer Ergänzung der Bank Gothic unternimmt. Der Entwurf von FontHaus erweitert Bentons Schriftentwurf um die Strichstärken Light und Bold (leicht und fett), die zudem noch in einer schmal laufenden Variante angeboten werden.
Die Film- und Fernsehschrift
Trotz ihrer kargen Ausstattung wird die Bank Gothic recht häufig als Auszeichnungsschrift genutzt. Legendär ist ihr ständiger Aufmerksamkeits-Wettstreit mit der Eurostile.
Bank Gothic findet sich als Vor- und Abspannschrift in den US-amerikanischen Versionen der Fernsehserien 24, Battlestar Galactica, King of Queens und Stargate SG-1; in der Stargate-Reihe dient sie auch als Bildschirmschrift der Computer innerhalb der Handlung; ferner ist sie als Schrift in den Vor- und Abspannen von The Day After Tomorrow, Jumper, Knowing und zahlreichen weiteren Hollywood-Filmen zu sehen.
Neuauflage: Morris Sans
Im Jahr 2005 nimmt sich Linotypes Dan Reynolds der seit ihrer Digitalisierung verwaisten Bank Gothic an. Die Neuauflage der Bank Gothic wird zu Ehren ihres Schöpfers Morris Sans genannt.
Es entsteht eine rundum überarbeitete und an den neuralgischen Stellen erweiterte Version von Bentons Original. Reynolds Entwurf enthält nun Kleinbuchstaben und Kapitälchen, behält jedoch die Proportionen der Großbuchstaben und Kapitälchen der Originalschrift bei. Ebenfalls beibehalten wird die gegenüber der ATF-Urversion etwas breitere Laufweite und Zeichenbreite.
Die Morris Sans wartet mit einer Zeichenvielfalt auf, von der vergangene Generationen von Bank Gothic-Liebhabern nur träumen konnten. Sie besitzt allein sechs (!) verschiedene Zifferngarnituren, dazu Unterstützung für sämtliche zentral- und osteuropäischen Sprachen und außerdem drei Strichstärken und zwei Laufweiten.
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