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Schriftportrait Bodoni

Bodoni, die Schwierige. Der "König der Drucker und Drucker der Könige", Giambattista Bodoni, hinterlässt uns eine Aufgabe und ein Rätsel zugleich: Seine Schrift - wunderbar modern und klassisch-klassizistisch gleichermaßen, aber auch der ewige Zankapfel zwischen traditionellen und computergestützten Schriftsetzern. Die Bodoni: schwierig zu handhaben, schnell falsch verwendet, aber glänzend im Ausdruck.

Portrait des Typografen Giambattista Bodoni (1740–1813)
Portrait des Typografen Giambattista Bodoni (1740–1813)

Einhundertvierzig Bodonis

Bodoni ist eigentlich die Bezeichnung für eine Gruppe von Schriften des 18. Jahrhunderts, die auf den italienischen Schriftschneider Giambattista Bodoni zurückgeführt werden. 'Die' Bodoni, das sind rund 140 Einzelschriften, die Giambattista während seines Schaffens in den Jahren 1766 bis 1813 hervorbringt. Das, was wir heute als 'die Bodoni' kennen, ist eine Schriftart, die sich am Querschnitt dieser Schriften orientiert.

Diese Schriftenzahl ist direkte Folge von Bodonis Arbeitsweise: Als herzoglicher Drucker in Parma verfügt er über unbegrenzte finanzielle und materielle Mittel - und natürlich eine Unmenge Zeit. So kann er Hunderte, gar Tausende von Probedrucken fertigen, bevor er sich auch nur für eine Schrift entscheidet.

Bodoni Roman
Bodoni Roman
Bodoni in Italic
Bodoni Italic

Bodoni und die anderen

Bodonis Drucke sind von bahnbrechender, epochaler Schönheit, dennoch ist er kein Revolutionär. Seine schriftschöpfenden Arbeiten fußen auf dem englischen Druckmeister Baskerville. Gegenüber seinem französischen Zeitgenossen Didot bewahrt Bodoni Eigenständkeit, auch wenn er Didots Arbeiten sicherlich studiert hat.

Zu Beginn seiner Karriere nutzt Bodoni die Schriften von Fournier, wagt sich dann allmählich an die Schöpfung eigener Zeichensätze. In seinen eigenen Kreationen verfolgt Bodoni den von Baskerville eingeschlagenen Weg der Schriftgestaltung weiter: Vergrößerung der Kontraste zwischen Haar- und Grundstrichen bis ins Extrem und Betonung der Vertikalen noch weit deutlicher als Baskerville, sodass die späteren Bodoni-Schriften beinahe die Anmutung einer Schmalschrift erhalten.

Bodoni Reloaded: das 20. Jahrhundert

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erleben Bodonis vergessene Schriften eine neue Blüte. 1910 legt Morris Fuller Benton im Auftrag der amerikanischen ATF eine Neuinterpretation namens Bodoni vor. Bentons Arbeit geht die sorgfältige Analyse zahlreicher Originaldrucke voraus.

Bentons Bodoni ist direkt erfolgreich und legt den Grundstein für eine lange Reihe von Bodoni-inspirierten Schriften, die bis in unsere Tage reicht. Wir verfügen heute über einen breiten Bestand einander recht ähnlicher Bodoni-Varianten, es gibt aber auch eigenständige Bodonis, die sich nicht an der Vorarbeit Bentons orientieren und die sich zum Teil recht deutlich von dessen Konventionen entfernen.

Bodoni Bold
Bodoni Bold
Bodoni Bold Italic
Bodoni Bold Italic

Das Problem des Linienkontrasts

Das Hauptmerkmal der Bodoni-Schriften ist gleichzeitig deren größte Schwäche: die starken Kontraste zwischen Grund- und Haarstrichen. Diese führen bei der Bildschirmdarstellung und, je nach Papierqualität und gewählter Schriftgröße, auch im Druck zu erheblichen Schwierigkeiten.

Um diese Schwierigkeiten zu verhindern, sind die heute für Computersatz verfügbaren Bodoni-Schnitte bei höherwertigen Schriftangeboten zumeist auf eine bestimmte Textgröße optimiert. So ist Bodoni Old Face (Berthold) beispielsweise für die Reproduktion von 9 Punkt Schriftgröße, die ITC Bodoni für 12 Punkt optimiert. Die Verwendung der jeweiligen Schriften bei den genannten Textgrößen stellt die korrekte und vollständige Wiedergabe der Schriften sicher.

Alles in allem muss aber gesagt werden, dass die Bodoni keinesfalls eine Alltags- oder Allzweckschrift ist. Kein Arbeitspferd, sondern eher ein hochgezüchteter Vollblüter, wie zu lesen steht, der seine Qualitäten nur in einem engen Korridor von Situationen ausspielen kann, dort aber unschlagbar ist.

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