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Schriftportrait Souvenir

Jede Schrift hat ihre Zeit. Als typische Jugendstilschrift der Jahrhundertwende erlebt die Souvenir in den 1970er Jahren erst ihr großes Revival und danach einen tiefen Fall, von dem sie sich niemals wieder erholt hat.

Heute, nach zwanzig Jahren digitalen Schriftsatzes ist sie ein seltener Gast in den Druckwerken unserer Zeit geworden. Anscheinend gilt für viele Setzer immer noch der Kampfschrei der Souvenir-Hasser: "Echte Kerle setzen nicht in Souvenir". (Frank Romano)

Souvenir Light
Souvenir Light
Souvenir Light Italic
Souvenir Light Italic

Gezeichnet von Morris Fuller Benton

Die Schriftart Souvenir wird erstmals im Jahr 1914 durch Morris Fuller Benton für die American Type Founders Company (ATF) gezeichnet. Sie gründet sich lose auf die Schelter Antiqua, eine 1905 von der Schriftgießerei J. G. Schelter & Giesecke in Leipzig herausgebrachte Jugendstilschrift.

Bentons Souvenir zeichnet sich durch ein leichtes Erscheinungsbild aus und hebt sich damit deutlich von den schweren, getragenen Antiqua-Schriftarten ab, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten hoch im Kurs stehen.

"Warm und weich"

Die Souvenir, mit ihren gefälligen, wohlgerundeten Serifen und den dezent gehaltenen Kontrasten zwischen Grund- und Haarstrichen wirkt unter den zeittypischen Schriften wie eine frische Frühlingsbrise, die altes Laub beiseite fegt.

Der Schriftenkatalog der ATF des Jahres 1923 nennt die Souvenir "warm und weich". Dennoch besitzt sie mit ihrer hohen Mittellänge und den bauchigen Punzen hinreichend plakative Wirkung, um auch als Auszeichnungsschrift Wirkung zu erzielen.

Souvenir Medium
Souvenir Medium
Souvenir Medium Italic
Souvenir Medium Italic

Druckers Freund

Neben diesen visuellen Annehmlichkeiten bietet die Souvenir technisch den enormen Vorteil, dass sich alle ihre Elemente und Bestandteile auch in kleinen Schriftgrößen auf rauen oder minderwertigen Papieren sehr gut drucken lassen. Damit erwirbt sie sich in den USA schnell das Prädikat "Printer's friend".

1967 erwirbt der Schriftentwerfer Ed Benguiat die Rechte an der mittlerweile so gut wie vergessenen Souvenir. Er zeichnet sie für die Nutzung mit den aufkommenden Fotosatzmaschinen für die Photo-Lettering Company neu. Die neu gezeichnete Souvenir erscheint erstmals im Jahr 1969 im Jahrbuch der Photo Lettering Company.

Souvenir Demi
Souvenir Demi
Souvenir Demi Italic
Souvenir Demi Italic

Souvenir im Startbestand der ITC

1971 erscheint Benguiats Souvenir im Startbestand der neu gegründeten International Typeface Corporation (ITC). Die Fotosatz-Souvenir wird zum Verkaufsrenner und erscheint bald für alle Fotosatzsysteme der Branche.

In den 1980er Jahren erscheinen digitale Versionen der Souvenir bei Adobe, Linotype und Monotype. In den folgenden Jahren schließen sich mit zunehmender Akzeptanz des Desktop Publishing im professionellen Bereich zahlreiche andere Hersteller an und bieten ihre eigenen Souvenir-Varianten an.

Souvenir Bold
Souvenir Bold
Souvenir Bold Italic
Souvenir Bold Italic

Souvenir-Bashing

Die Souvenir gerät zu ihrer Boom-Zeit in den 1970er Jahren vielfach in die Hände übereifriger oder weniger talentierter Gestalter. Sie fällt wegen übermäßiger und oftmals auch falscher oder ungeeigneter Verwendung in Typografenkreisen zunehmend in Ungnade.

"Souvenir-Bashing" kommt in Mode: Stilpäpste und solche, die sich dafür halten, nutzen die Souvenir als typografischen Fußabtreter und geben in Kolumnen, Streitartikeln und Blogs ihre Animositäten kund: "Wir könnten die Souvenir zum Mars schießen, aber es gibt internationale Verträge über die Verschmutzung des Weltraums." (Frank Romano)

Souvenir Greek Light
Souvenir Greek Light
Souvenir Greek Demi
Souvenir Greek Demi

Leise Wiederkehr

Die Souvenir erlebt zwischenzeitlich im Stillen wegen ihrer unnachahmlichen "Seventies"-Anmutung ein kleines Revival. Hin und wieder erscheint sie in Anzeigen oder einer Überschrift als schüchterne Erinnerung an eine Schrift, die einstmals die Plattencover der Bee Gees und die großformatigen Hochglanzanzeigen im Playboy zierte.

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