Schriftportrait Optima
Die zwischen den Stühlen. Manche Schriften wollen alles sein - und können doch nichts richtig. Andere sollen nur sie selbst sein - und werden damit zu einem überragenden Erfolg. Kurz zusammengefasst ist dies die Geschichte von Hermann Zapfs Optima - einer serifenlosen Serifenschrift, die sich durch ihre Einzigartigkeit einen Platz in unserer Schriftenwelt erobert hat.
Die serifenlose Antiqua
Die Arbeiten zur Schöpfung der Optima, die Zapf als 'serifenlose Antiqua' schaffen will, reichen zurück ins Jahr 1950. Die ersten Skizzen, die Hermann Zapf beim Anblick von Beschriftungen auf Grabplatten in der Heilig Kreuz-Kirche in Florenz (die Basilica di Santa Croce e San Francesco) zeichnet, finden sich auf einem 1000-Lire-Schein, da Zapf in der Kirche kein Zeichenpapier zur Hand hat.
Die Optima ist zunächst als reine Auszeichnungsschrift gedacht. Als Zapf seine Entwürfe aber 1954 Monroe Wheeler vom Museum of Modern Art in New York zeigt, schlägt dieser ihm vor, die Schrift zu einem vollständigen Zeichensatz auszubauen.
Nicht die Erste ...
Die D. Stempel AG übernimmt Mitte der 1950er Jahre die Entwürfe der zu dieser Zeit noch namenlosen Schrift. Der Name Optima, den die neu entstandene Schrift bei ihrer Veröffentlichung 1958 trägt, stammt aus der Vertriebsabteilung von Stempel. Hermann Zapf selbst findet den Namen nach eigenem Bekunden anmaßend.
Allerdings ist Optima nicht die erste 'serifenlose Antiqua'. Bekannt ist Stellar, die im Jahr 1929 von R. Hunter Middleton geschaffen wird. Allerdings erreichte diese niemals die Verbreitung der Optima.
... aber die Schönste
Optima zeigt ein fast filigranes, dabei aber offenes, fast heiteres Schriftbild. Gleichzeitig zeichnet sie klare und prägnante Wortbilder, die sich zu leicht lesbaren Texten fügen. Die ausladenden Großbuchstaben zusammen mit den schmal gehaltenen Großbuchstaben E, F und L sorgen für kleine optische Überraschungen, die im Versaliensatz umso wirkungsvoller ausfallen.
Mit ihren Verdickungen an den Strichenden erzeugt die Optima, obwohl sie eine Serifenlose ist, das Gefühl, eine Serifenschrift vor sich zu haben - Hermann Zapf selbst bezeichnet die Optima einmal als "ein Alphabetentwurf zwischen einer Antiqua (wie Bodoni) und einer Serifenlosen (wie Futura)".
Optima in der Anwendung
Mit ihrem breiten Anwendungsspektrum empfiehlt Optima sich für jede Satzaufgabe. Sie ist gegenüber Änderungen ihrer Laufweite (Spationierung) vergleichsweise unempfindlich und verzeiht auch den ausgesprochen schmalen Satz, ohne dass das Schriftbild nennenswert leidet - auch wenn ihre Kerndomäne der großzügige Satz mit 'Mut zum Weißraum' ist.
Optima wird vorwiegend in der Werbung eingesetzt, wobei vorherrschend das Umfeld von Wohlstands- und Luxusartikeln bedient wird. Auf völlig anderem Gebiet findet die Optima eine würdige Verwendung als Beschriftung der Gedenkstätte für die Gefallenen des Vietnamkriegs in Washington DC.
Ferner ist Optima die Hausschrift des Kosmetikherstellers Estee-Lauder, des Automobilherstellers Aston Martin und der University of Calgary (Kanada) und war Hausschrift für die Präsidentschaftskandidatur von John McCain (2008).
Optima nova
Die Optima wird von Hermann Zapf überarbeitet und im Jahr 2002 bei Linotype als Optima Nova neu aufgelegt. Sie umfasst sieben Schnitte (von Light bis Black) mit ihren Kursiven sowie schmale Schnitte (´condensed') von Light bis Bold. Ferner wird Optima Nova mit einer Überschriftenvariante (Optima nova Titling mit neu gestalteten Großbuchstaben), Kapitälchen und Mediävalziffern angeboten.
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