Schriftportrait Zapfino
Zapfino, die Schöne. In unserem Schriftbestand zählt die 1998 erschienene Zapfino zu den Jungspunden. Doch seit ihrem Erscheinen hat sie sich in die Herzen von Gestaltern und Setzern geschlichen.
Mit ihren tänzerischen Auf- und Abschwüngen, die schwerelos über allen Regeln der typografischen Zunft zu schweben scheinen und einem Variantenreichtum, der jedes Wortbild zu einer individuellen Persönlichkeit werden lässt, entlockt sie auch dem verhärmtesten Schriftsetzer ein kleines Lächeln.

Entstehung der Zapfino
Die Zapfino wird von dem deutschen Schriftgestalter Hermann Zapf im Jahr 1998 entworfen. Zwar reicht die Arbeit Zapfs an einer kalligrafischen Schrift schon mehrere Jahrzehnte zurück, doch setzt erst mit den 1990er Jahren eine ernsthafte Beschäftigung mit dem Thema ein.
Die ab 1993 beginnende Entwicklung der Zapfino geht auf eine Anregung durch David Siegel von der Stanford University zurück, für die Zapf zuvor eine Schrift für die mathematische Formeldarstellung entwickelt hatte. Kernidee ist die Entwicklung einer Schriftart mit einer großen Anzahl von Variationen und Alternativzeichen als Bestandteil eines "Kunst-Chaos-Programms, das zu dieser Zeit unter den Harvard-Studenten ein beliebtes Thema war".


Erbe der 1940er Jahre
Zapf greift auf kalligrafische Skizzen zurück, die er in einer Entwurfsmappe aus dem Jahr 1944 findet. Ein vorangegangener Versuch im Jahr 1948, der zur Schreibschrift Virtuosa für D. Stempel AG führt, ist nach seinen eigenen Worten "nur ein Kompromiss".
Von den mittlerweile zur Verfügung stehenden Möglichkeiten digitaler Schriftgestaltung hingegen verspricht Zapf sich die Ergebnisse, die ihm bis dato verwehrt sind. 1998 erscheint in Zusammenarbeit mit Linotype die erste Ausgabe der Zapfino. Sie enthält vier vollständige Alphabete, dazu einen Satz Ligaturen und Alternativzeichen sowie einen Satz Zeichen und Symbole.



Zapfino Extra
Zusammen mit dem künstlerischen Leiter von Linotype Kobayashi, macht sich Zapf danach an die Überarbeitung der Zapfino-Schnitte. Aufgabenstellung ist die Harmonisierung des Schriftbildes und die Verringerung der Anzahl 'kritischer Buchstabenpaare', die im Wortbild nicht zueinanderpassen.


Zudem werden die Anzahl der vorhandenen Formen beträchtlich erhöht, sodass der ohnehin schon große Variantenreichtum der Ausgangs-Zapfino noch weiter vergrößert wird. Hinzu kommen Zeichen für osteuropäische Sprachen, neu gezeichnete Mediävalziffern und erstmals auch echte Kapitälchen. Als Neuerung tritt die Schnittfamilie Forte, eine stärkere Variante der Zapfino, hinzu. Die Forte-Schnitte erwecken den Anschein, mit einer breiteren Feder gezeichnet zu sein.
Allerdings sind nicht alle Striche verdickt, sondern nur die breiteren Abschnitte, während Anfänge und Enden der Striche wie auch bei den normalen Schnitten in Haarlinien auslaufen. Das Ergebnis dieser umfangreichen Arbeiten wird im Jahr 2003 als Zapfino Extra vorgestellt. Die Neue enthält elf Schnitte, darunter vier normale Alphabete, jeweils einen Satz Alternativzeichen, Kapitälchen, Ligaturen und Ornamente sowie die drei Forte-Schnitte.
Zapfino Extra X




Eine Variante der Zapfino ist seit der Version 10.3 im Betriebssystem Apple OSX enthalten. Um der von der Windows-Welt abweichenden Monitorauflösung der Apple Macintosh-Rechner sowie der etwas abweichenden Erscheinungsform der OSX-Zapfino gerecht zu werden, bietet Linotype alle elf Schnitte der Zapfino Extra unter der Bezeichnung Zapfino Extra X als nach Auflösung und Darstellung auf den Mac angepasste Variante an.
Kontextbedingte Varianten - Zapfino Extra Pro
Seit dem Jahr 2004 werden Zapfino Extra und Zapfino Forte in der Pro-Version angeboten. Diese Version unterstützt die von den neueren Versionen gängiger Satzprogramme (beispielsweise Quark XPress, Adobe Indesign) unterstützte Contextual Features-Technik (deutsch: Kontextbedingte Varianten). Diese erlaubt es, ein Zeichen in unterschiedlichen Zusammenhängen automatisch in unterschiedlichen Varianten darzustellen.
Der Charme der Schwünge
Charakteristisch für alle Zapfino-Schnitte ist die weit schwingende, kalligrafisch anmutende Darstellungsweise. Die einzelnen Lettern werden je nach Schnitt in unterschiedlichen Varianten angeboten, sind untereinander frei kombinierbar und gehen im Satz nahtlos und fließend ineinander über.
Eine besondere Eigenschaft der Zapfino ist die beliebige Kombinierbarkeit von Zeichen aus den Schnitten One bis Four. Die Buchstaben aus den vier Alphabeten können innerhalb eines Wortes gemischt verwendet werden und erscheinen doch immer mit durchgehenden Verbindungen. Die Satzarbeit am Computer erinnert bei Ausnutzen dieser Möglichkeit ein wenig an die alten Zeiten des Handsatzes. Manche sprechen daher bei der Zapfino weniger von einer Schriftfamilie als vielmehr von einem ganzen Schriftsystem.
Verwendung der Zapfino

Zapfino bietet sich, sparsam angewendet, als Zier- und Auszeichnungsschrift bei festlichen Anlässen oder als frei schwebender Blickfang in der ungewöhnlich gestalteten Bewerbung gefühlsbetonender Produkte an. Wegen der opulenten Ausstattung mit weit schwingenden Ober- und Unterlängen eignet sie sich naturgemäß nicht für längere Texte und auch die Kombination mit Kursiven anderer Schriftarten sollte aus gestalterischen Gründen vermieden werden.
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