Schriftportrait News Gothic

Die Wiederauferstandene. Die News Gothic gilt als Prototyp der 'American Gothic', der amerikanischen Serifenlosen. Zur Zeit ihrer Entstehung stehen diese Serifenlosen in den USA in ihrer Blüte. News Gothic erlebt den tiefen Fall der amerikanischen Grotesken und ist seit deren Wiederauferstehung nach dem Zweiten Weltkrieg aus unserer täglichen Umwelt ebenso wenig wegzudenken wie Hamburger oder Coca Cola.

Die schmale Franklin

Morris Fuller Benton, US-amerikanischer Schriftentwerfer und Vater der Franklin Gothic, zeichnet die News Gothic 1908 für die American Type Founders. Sie ist zunächst als schmale Abwandlung der Franklin Gothic für den Werksatz gedacht.

Benton sorgt noch im Jahr der Entstehung der News Gothic für den ersten Schritt auf dem Weg zu einer Schriftenfamilie. Er reicht die noch schmaler laufenden News Gothic Extra Condensed (ATF, 1908) und im folgenden Jahr mit der News Gothic Condensed (ATF, 1909) nach.

Niedergang und Auferstehung der News Gothic

Bentons Schmale erfreut sich vom Start weg großer Beliebtheit und bevölkert bald den amerikanischen Zeitungs-, Zeitschriften- und Werbemarkt. Mit dem Niedergang der US-amerikanischen Grotesk-Schriften in den 1920er und 1930er Jahren gerät die News Gothic jedoch allmählich in Vergessenheit.

Auf dem US-amerikanischen Schriftenmarkt fassen europäische Produkte, allen voran Gill Sans und Futura Fuß, die die einheimischen Schriften in den Hintergrund drängen.

Die News Gothic erlebt gemeinsam mit anderen amerikanischen Serifenlosen erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine Renaissance. Der Höhenflug hält bis heute an und macht die News Gothic mittlerweile zu so etwas wie dem Prototypen der 'American Gothic' genannten Gruppe serifenloser Schriften.

Neue Vielfalt

Im Zuge ihres Comebacks wird die News Gothic ab Mitte der 1950er Jahre durch Hinzunahme von schwereren Schnitten, etwa der News Gothic Bold durch die Intertype Company 1955, allmählich zu einer Schriftfamilie ausgebaut.

Dank der neuen, fetteren Schnitte bürgert sich zunehmend die Verwendung der News Gothic für fett und halbfett gesetzte Überschriften ein. Durch die vergrößerte Schnittvielfalt wird sie zudemfür die Werbung interessant.

Die Schmale

Die Kerndomäne der News Gothic ist aber nach wie vor der Werksatz oder die Bewältigung von Satzaufgaben bei stark begrenztem Raum oder bei kleinen bis sehr kleinen Schriftgrößen. Hier spielt sie ihr volle Potenzial aus: Schmal laufend, für Satz mit geringem Durchschuss geeignet und dennoch kompromisslos gut lesbar. Hinzu kommt die direkte, 'ehrliche' Anmutung, die sie für werbliche Zwecke prädestiniert.

Ein weiterer oftmals unterschätzter Vorteil der News Gothic ist ihr optisch ausgefeilter Ziffernbestand, der sie auch für den Tabellensatz mit kleinen Schriftgrößen ausgesprochen geeignet macht. Entsprechend ihrem Erbe als Werkschrift läuft die News Gothic beträchtlich schmaler als ihre Cousinen und die Unterlängen sind dezent gehalten (was im Werksatz einen kleineren Zeilenabstand erlaubt, ohne dass das Schriftbild 'zugekleistert' erscheint).

Nutzung der News Gothic: von ABBA bis Star Wars

In unserer Zeit findet die News Gothic als Hausschrift renommierter Firmen und Institutionen Verwendung. Hierzu zählen unter anderem Sony, die Deutsche Börse Frankfurt und die Porsche AG, aber auch das Softwarehaus Symantec und die Universität Bonn. News Gothic findet sich ferner im Logo der Pop-Legende ABBA (und vielen ihrer Plattencover), im Originalvorspann des Hitchcock-Films Psycho und als durchlaufender Einleitungstext im Vorspann des ursprünglichen Star Wars-Films.

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