Schriftportrait Avenir
Von Linotype als "die schöne Unbekannte" tituliert, entsteht 1988 aus der Feder von Adrian Frutiger mit der Avenir eine Serifenlose, die nicht zu Unrecht als "Futura mit menschlichem Antlitz" bezeichnet wird.
Die bessere Futura
Als Frutiger 1988 die Avenir entwirft, ist er nach eigenem Bekunden "von Anfang an davon überzeugt, dass die Avenir die bessere Futura sei". Dies spiegelt sich schon in der Namensgebung wieder: Avenir für Französisch 'die Zukunft' ist gewollt als Anspielung an die Futura (lateinisch für Zukunft) zu verstehen.


Diese Benennung bringt den Gesichtspunkt der menschlicheren und gefälligeren Anmutung der Avenir zum Ausdruck, wie er sich schon im Gegensatz der Namensschöpfung aus einer lebendigen gegenüber einer toten Sprache ausdrückt.
Und tatsächlich setzt sich die von Hand gezeichnete Avenir deutlich von der geometrisch konstruierten Futura ab. Dank eines gezielt und wohldosiert eingesetzten Instrumentariums gestalterischer Möglichkeiten wirkt die Avenir lesbarer und lebendiger als die konstruierten Schriften vom Stamme der Futura.


Lesbarkeit als Leitlinie
So ist die Lesbarkeit Frutigers oberste Maxime bei der Gestaltung der Avenir. Gerade hier weist Frutiger mit Recht darauf hin, dass nach absolut geometrischen Prinzipien konstruierte Schriften im Mengensatz oftmals schwierig zu lesen sind und sich nicht harmonisch zu den Wortbildern vereinen, die wir beim Lesen wahrnehmen.
Als Konsequenz daraus nimmt er also zahlreiche Änderungen gegenüber den konstruierten Schriften vor, verändert einzelne Buchstaben (das a!), verbreitert Kleinbuchstaben, modifiziert die Akzentuierung einzelner Großbuchstaben und verringert die Stärke der Vertikalstriche.


Kritik an der Avenir
So sehr sich Frutiger um seine Neuschöpfung bemüht, bleiben einige seiner Entscheidungen nicht ohne Kritik. Aus der formalen Erkenntnis, dass eine nach geometrischen Grundsätzen konstruierte Schrift ohnehin nach mathematischen Regeln schräg gestellt wird, verzichtet Frutiger auf die separate Entwicklung von Kursiven. Er verweist auf die elektronische Schrägstellfunktion via Computer-Satzprogramm, deren Kursive er für ausreichend hält.
Ein weiterer Kritikpunkt ist der fehlende fette Schnitt der Avenir. Sie kommt mit den Schnitten Heavy und Black daher, bietet dafür aber fein abgestufte magere Schnitte (Light, Book, Regular, Medium). Nach der Vorstellung Frutigers soll dies den Schriftsetzer zu subtileren Abstufungen innerhalb des Satzes ermutigen.


In der Praxis schränkt der fehlende fette Schnitt und die begrenzte Nutzbarkeit der Kursiven der vorhandenen fetteren Schnitte die Tauglichkeit der Avenir mehr ein, als dem Schöpfer in seiner wohlmeinenden Absicht wohl klar gewesen sein mag.
Avenir Next
Dass sich Frutiger mit diesen Auffassungen nicht überall durchsetzen kann, wird mit dem Erscheinen der Avenir Next, quasi ein 'Director's Cut' der ursprünglichen Avenir, im Jahr 2004 offenbar. Die Avenir Next enthält den oftmals vermissten 'Bold'-Schnitt, echte Kursive und ist um die den vorhandenen Schnitten entsprechenden Schmal-Schnitte (Condensed) sowie Kapitälchen und Mediävalziffern (Ziffern mit Ober- und Unterlängen) erweitert.


Die dank Avenir Next mittlerweile universell einsetzbare Avenir erfreut sich zunehmender Beliebtheit. So ist Avenir die Hausschrift der Stadt Amsterdam, der Fernsehsender BBC 2 und Euronews, der Flughäfen Dallas/Fort Worth International und Hong Kong International, der Wake Forest University, des Eurovision Song Contest (für die externe Kommunikation), der Jusos (als Auszeichnungsschrift), des 'Wiener Wiesn'-Fests sowie der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Polizei und Rechtspflege des Landes Mecklenburg-Vorpommern.
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