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Schriftportrait Serifa

Die Ungeliebte. Eine Egyptienne, die keine sein soll und ein meisterhafter Schriftentwerfer, der seine Schrift nicht mag - das ist im Wesentlichen die Geschichte der Serifa: Ergebnis eines Experiments zur Kreuzung einer serifenlosen Erfolgsschrift mit dem Bedarf an einer Modeschrift.

Serifa 45 Light
Serifa 45 Light
Serifa 46 Light Italic
Serifa 46 Light Italic

Die Serifa entsteht ab 1964 aus der Hand des schweizerischen Schriftentwerfers Adrian Frutiger und die ersten Schnitte für den Handsatz werden 1967 bei der Bauerschen Schriftgießerei veröffentlicht.

Schriftentwickler Adrian Frutiger

Die Studie: Kontra Univers

Ausgangspunkt für die spätere Serifa ist eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme Frutigers: Da sein Atelier 1963, kurz nach seinem Ausstieg bei Deberny & Peignot weniger Arbeit zur Auslastung seiner Mitarbeiter hat, beauftragt er Andre Gürtler mit einer Studie für eine Egyptienne als Kontrapunkt zu seiner Erfolgsschrift Univers.

Gürtler entwickelt eine Schriftstudie, die zunächst auf den internen Arbeitsnamen 'Champion' getauft wird. Max Caflish, seinerzeit Berater der Bauerschen Schriftgießerei - Frutiger: Er war neugierig und wollte immer alles wissen - bekommt Wind von der Sache und stellt die Champion seinem Arbeitgeber, Walter Greisner von der Bauerschen, vor.

Serifa 55 Roman
Serifa 55 Roman
Serifa 56 Italic
Serifa 56 Italic

Der Bedarf bestimmt die Schrift

Bauer ist ohnehin gerade auf der Suche nach einer modernen und serifenbetonten Schrift. Diese Art Schriften erlebt in den späten 1960er Jahren wieder einmal eine kleine Blütezeit und die Bauersche verfügt in ihrem Repertoire über nichts Passendes.

Der künstlerische Leiter des Hauses mag die Champion zwar nicht sonderlich, akzeptiert sie aber wegen des Schriftbedarfs dennoch. Die Bauersche schließt einen Vertrag mit Frutiger und nennt die Schrift fortan Serifa.

Ende der Bauerschen Schriftgießerei

Wenige Jahre nach Erscheinen der Serifa für den Handsatz im Jahr 1967 wird die Bauersche Gießerei abgewickelt. Lizenzen und das Schriftenprogramm gehen auf die von Wolfgang Hartmann geleitete 'Fundiction Tipografica Neuville' über.

Hartmann mag die Serifa und sichert ihr durch den Verkauf von Lizenzen an Firmen, die bereits festen Fuß im Fotosatzmarkt gefasst haben, das Überleben in der neuen Zeit.

Serifa 65 Bold
Serifa 65 Bold
Serifa 75 Black
Serifa 75 Black

In den Fotosatz

So betritt die Serifa, wenn auch mit schmaler Ausstattung aus magerem und halbfettem Schnitt, die Fotosatzwelt. Auf Betreiben von Walter Greisner, der inzwischen bei der D. Stempel AG in Frankfurt gelandet ist, wird die Serifa zu einer Schriftfamilie ausgebaut. Es kommen drei Fettschnitte sowie Kursive für die mageren Schnitte hinzu.

Heute ist die Serifa in sechs Schnitten (vier Strichstärken, die Schnitte Light und Roman mit Kursiven) erhältlich. Eine schmal laufende Variante der Serifa erscheint 1977 aus der Hand von Adrian Frutiger unter dem separaten Namen Glypha.

Die Ungeliebte

Adrian Frutiger zählt die Serifa in keinem Fall zu seinem Lieblingsschriften und er spricht ihr auch jeden Bezug zur den historischen Egyptienne-Schriften ab.

Zusammenfassend schreibt Frutiger:

Die Serifa ist einer meiner schlechtesten Schriftversuche, das darf man ruhig sagen. Nicht wegen der für mich unüblichen Zeichenformen, sondern weil meine Vorstellung einer konstruktivistischen, serifenbetonten Schrift falsch war für das Auge.

Ich wollte immer lesefreundliche Schriften zeichnen. Und die Serifa ist als Schrift nicht beliebt im Leseprozess, sie ist einfach nicht fließend genug wegen ihrer breiten Laufweite.

Als Plakatschrift kann man sie ja nehmen. Die Serifa hat so wenig Bedeutung und doch besteht sie. Das ist ja das Tragische an einer Schrift: Sie bleibt und wird immer bleiben. Man hat sie einmal gemacht und muss auch dazu stehen können.

Frutiger, Quelle: [q20]
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