Schriftportrait Eras
Die Charmante. Manche Schriften versprühen einen Esprit, der abseits aller großen Worte nur durch die optische Kraft der Wortbilder allein den Funken zum Leser überspringen lässt. Der Eras gelingt dies mit einem französischen Charme, der die Leichtigkeit der 1970er Jahre mit den Anforderungen an eine moderne Schriftart verbindet.
Römisches Erbe
Die Eras entsteht durch Zusammenarbeit der französischen Schriftgestalter Albert Boton (*1932) und Albert Hollenstein (1930 - 1974). Boton und Hollenstein stützen sich dabei auf ein gemeinsames Werk aus den späten 1950er Jahren, das 1965 unter dem Namen Basilea veröffentlicht wird.
Basilea ist eine traditionelle Schrift mit dezenten Serifen, die in ihrer Wirkung römischen Inschriften nachempfunden ist. In ihren Proportionen und ihrer optischen Wirkung erinnert die Basilea bereits an die spätere Eras, wenn auch wesentliche Merkmale noch fehlen.
Die Eras selbst wird auf Grundlage der von Hollenstein angeregten Entfernung der Serifen der Basilea Ende der 1960er Jahre fertiggestellt. Sie dient danach zunächst nur als Auszeichnungsschrift für Hollensteins eigenes Fotosatzstudio, ohne dass sie zum Kauf angeboten wird.
Aarons Burns und ITC
Die Vermarktung setzt erst in den frühen 1970er Jahren ein, als Aaron Burns, einer der Gründer der International Typefae Corporation (ITC) ein Schriftmuster der Eras sieht. Er erkennt das besondere Potenzial der Eras und ist von ihrer Wirkung sofort begeistert.
Burns treibt Boton und Hollenstein an, den Zeichenvorrat der Schrift beträchtlich zu erweitern und zusätzliche Schnitte auszuarbeiten. Das Endergebnis dieser Kooperation erscheint 1976 bei ITC unter dem Namen Eras. Die Eras-Schriftfamilie umfasst vier Schnitte unterschiedlicher Strichstärken von mager bis fett und enthält keine Kursiven.
Starke französische Persönlichkeiten
Manche Autoren schreiben den französischen Schriftarten insgesamt starke Persönlichkeiten zu, denen Zurückhaltung oder die Stellung der Funktion über die Form völlig abgeht. Sie bescheinigen den französischen Schriftschöpfungen die Lebendigkeit, die den Funken vom Textblock zum Leser überspringen lässt.
Ein charakteristisches Merkmal der Eras ist ihre leichte Schräglage (2,5 Grad) nach rechts - in der aufrechten, regulären Variante. Aus diesem Grunde existiert keine Kursive der Eras. Und - auch das eines der untrüglichen Erkennungszeichen der Eras - sind die Punzen der Buchstaben a, P, R sowie der Ziffern 6 und 9 nicht geschlossen.
Die Luftig-leichte
Die Verbindung von großzügig gezogenen Bögen und vergleichsweise engem Buchstabenabstand der Eras erzeugt einen luftig-leichten Schriftcharakter. Die ausgesprochen große x-Höhe sorgt für gute Lesbarkeit auch unter schwierigen Bedingungen (kleine Schriftgröße, ungünstige Papiersorte, schlechte Beleuchtung).
Insgesamt präsentiert sich die Eras als energiegeladene Schrift, die nur wenig von der optischen Gleichförmigkeit vieler Serifenloser verbreitet, auch wenn sie über (optisch) gleichförmige Strichstärken verfügt. Einen guten Teil ihrer dynamischen Spannung verdankt die Eras ihrer leichten Rechtsneigung und der den originellen Zeichenformen.
Verwendung der Eras
Als fast schon klassische Auszeichnungsschrift eignet sich die Eras naturgemäß für alle Aufgaben, bei denen neben der Funktion als Blickfang eine wahrnehmbare Information verbreitet werden soll. Schriftzüge, Überschriften, Claims aus der Eras werden wahrgenommen.
Wegen ihrer sehr guten Lesbarkeit, vor allem der mageren Schnitte, lassen sich mit Eras auch kurze Textblöcke gestalten. Nicht zu vergessen ist die Verwendung als reine Versalienschrift - dank des Erbes als einer römischen Monumentalschrift nachempfundenen Schriftart.
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