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Entstehung der Kleinbuchstaben

So mancher wird sich in der Schule gefragt haben, wer zum Teufel hat denn bloß diese Groß- und Kleinschreibung erfunden, Kleinschreibung in grammatikalische Regeln zu pressen, das ist in der Tat ein deutschsprachiger Sonderweg.

Kleinbuchstaben, auch Minuskel genannt

Keine Angst ich will hier niemanden mit den weniger auf Regeln als vielmehr auf Schludrigkeit und Arbeitsüberlastung zurück zu führen.

Wer den Film der Name der Rose gesehen hat, erinnert sich vielleicht noch an das vollbesetzte Scriptorium in dem die Mönche tagein, tagaus die klassischen Werke der Antike abschrieben.

Diese mittelalterlichen "Kopiergeräte" auch Kopisten genannt, hatten alle Hände voll zu tun, der steigenden Flut von neuen Werken und der Nachfrage nach Plato und Aristoteles Herr zu werden.

Man erinnere sich, nur Mönche und extrem gebildete Menschen konnten damals im frühen Mittelalter, ums Jahr 800 herum, lateinisch lesen und schreiben. Sogar der Kaiser Karl der Große konnte es nicht.

Aus der Not heraus

Aus dieser Not heraus erfanden sie zuerst eine Art Stenografie indem sie oft benutzte Worte rafften und verkürzt schrieben. Aus dem Wort "quorum" wurde, weil in lateinischen Texten sehr oft verwendet, ein Kürzel mit nur noch zwei Buchstaben.

Aber bald reichte das nicht mehr aus. Die lateinische Schrift, aus der unser Alphabet entstand, kennt nur Großbuchstaben, also Versalien. Diese mit einer Feder formschön zu schreiben ist gerade bei Buchstaben wie dem großen "A" immerhin mit drei Strichen zu bewerkstelligen.

Aufstrich und Abstrich, dann absetzen und den Querstrich schreiben. Auch bei den Buchstaben "Q" und "R", und ganz besonders bei dem zeitaufwendigsten Buchstaben dem "M" bedeutete das einen enormen Zeitaufwand.

Schreiben in einem Schwung

Irgendwann, im Laufe der Zeit kam einer der Kopisten auf die Idee den ganzen Buchstaben in einem einzigen Schwung zu schreiben. Er sah zwar ein klein wenig anders aus als das "A" aber wer sich noch an seine Schulzeit erinnert, der weiß das damals das kleine "a" auch etwas anders geschrieben wurde als man es später in Druckbuchstaben lesen konnte.

Diese Methode machte Schule. Das "R" wurde zu einem Strich, wie ein kleiner Spazierstock, und um mit dem "P" nicht verwechselt zu werden setzte man das "P" einfach viel tiefer auf die Zeile.

So wurden nach und nach die Buchstaben die mehr als einen Strich benötigten, vereinfacht. Besonders auffällig wird es wieder bei dem Buchstaben "M", anstatt vier Stiche zu schreiben genügte nun eine einzige stark geschwungene Linie um den Buchstaben darzustellen.

Zeitersparnis

Das sparte viel Zeit ein, und als dann die Buchdruckerkunst erfunden wurde, haben die Schriftgießer diese Art der Schreibweise einfach mit übernommen.

Es blieb deutschen Schulmeistern vorbehalten aus dieser damals etwas chaotischen Schreibweise eine neue deutsche Ordnung zu entwickeln. Aber es gelang, und seit dem 18. Jahrhundert konnten Schüler und Studenten mit den teilweise undurchsichtigen Regeln drangsaliert werden.

Notwendig ist nicht unbedingt, wie die englische Schreibweise beweist. Aber sie ist Deutsch, sehr Deutsch. Oder welche Bedeutung hat wohl der Satz: "Ein deutscher floh aus dem Iran"? Tja, das ist die begründung warum man in der deutschen sprache die groß- und kleinschreibung unbedingt beibehalten sollte.