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Entwicklung der Schrift

Über Jahrtausende hinweg war es üblich, Geschichten, Nachrichten und Wissen mündlich zu überliefern, auch wenn es den Wunsch, Geschehnisse festzuhalten und zu dokumentieren schon sehr früh gab.

Vorläufer der heutigen Schriften: Petroglyphs auf dem Newspaper Rock in der Nähe von Indian Creek, Utah.
Vorläufer der heutigen Schriften: Petroglyphs auf dem Newspaper Rock in der Nähe von Indian Creek, Utah.

Die ersten Versuche, Dinge schriftlich festzuhalten werden auf das 4. Jahrtausend vor Christus datiert. Die ersten Schriften wurden unabhängig voneinander in verschiedenen Kulturen entwickelt, die in geografisch weit entfernten Regionen angesiedelt waren. Vorläufer der heutigen Schrift sind Felszeichnungen in Höhlen, die rund 20.000 Jahre alt sind.

Ursprung unserer heutigen Schriftgestaltung

Der Ursprung unserer heutigen Schriftgestaltung liegt im Römischen Reich. Die Römer hatten das griechische Alphabet übernommen und es umgeformt und angepasst – so entstanden die Kapitalis Quadrata, die klassischen, römischen Buchstaben. Um Platz zu sparen und sich an veränderte Materialbedingungen anzupassen, wurde aus ihr die Rustika minima entwickelt, eine Kleinbuchstabenschrift. Auch eine Schreibschrift entstand bereits im Römischen Reich, die Unzialis.

Unzialis
Unzialis ist eine spätantike, mittelalterliche Buchschrift (Minuskel).

Zur Zeit Karls des Großen (Ende 8. Jahrhundert) verbreitete sich die karolingische Minuskel über ganz Europa, die das Vorbild unseres heutigen Kleinbuchstaben-Alphabets darstellt. Aus ihr entwickelte sich die humanistische Minuskel.

Ebenfalls aus der karolingischen Minuskel entstanden im Hochmittelalter die Buchschriften der Gotik mit einem regelmäßigen, eng geschriebenen Schriftbild, die unter dem Oberbegriff Textura zusammengefasst werden und in ihrer Weiterentwicklung zu den Fraktur-Schriften wurden.

In der Renaissance entstand mit den Antiqua-Schriften eine Schriftklasse, die auch heute noch sehr beliebt bei der Schriftgestaltung ist.

Als Gegenzug zur Antiqua entwickelte sich im 16. Jahrhundert die Fraktur-Schrift. Im 19. Jahrhundert setzte sich die Antiqua durch und ist heute wegen ihrer guten Lesbarkeit die wohl beliebteste Schriftklasse.

Entstehung der ersten serifenlosen Schrift

Anfang des 19. Jahrhunderts entstand mit der Schriftklasse Grotesk die erste serifenlose Schrift, die zunächst hauptsächlich als auffällige Werbeschrift benutzt wurde.

Während Serifenschriften heute vor allem für Drucksachen verwendet werden, sind die serifenlosen Schriften wie die Grotesk-Schriftklasse heute essentiell für die Schriftgestaltung von Texten, die für das Lesen am Bildschirm gemacht sind.

Werbeschriften und das Computerzeitalter

Das 20. Jahrhundert ist geprägt von Werbeschriften und der Entwicklung des Computers und des Desktop-Publishing, mit der sich die Möglichkeiten der Schriftgestaltung immens vergrößerten und viele neue Schriftarten entwickelt wurden, die hauptsächlich für Überschriften, Werbeschilder etc. – also für sehr kurze Texte – gedacht sind.

Als klassische Schriftklassen haben sich die Antiqua für gedruckte Texte und die Grotesk für Texte, die an einem Bildschirm gelesen werden durchgesetzt.