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Schriftportrait Weidemann

Weidemann, das Raumwunder. Es muss wohl der sparsame schwäbische Geist gewesen sein, der dem Wahl-Stuttgarter Kurt Weidemann bei der Kreation der Schrift Biblica, der späteren Weidemann, auf der Schulter saß.

Eleganz des Sparens

Keine Bleiwüste zu ausladend, kein Traktat zu weitschweifig, als dass es nicht von der Weidemann in ein Raum sparend gesetztes Werk verwandelt werden könnte. Und dies mit einer nonchalanten Eleganz, die im Schriftenuniversum Ihresgleichen sucht.

Die Schrift Weidemann erscheint wie eine Verkörperung von Kurt Weidemanns Spruch "Typografie ist Umweltschutz der Augen, die es zwar zu öffnen und zu interessieren, aber nicht zu verwirren und zu beleidigen gilt."

Weidemann Book
Weidemann Book
Weidemann Book Italic
Weidemann Book Italic

Biblische Wurzeln

Die Schrift Weidemann entsteht 1983 durch Umbenennung der von Kurt Weidemann 1979 geschaffenen Schrift Biblica. Diese zeichnet Weidemann eigens für eine konfessionsübergreifende Ausgabe der Bibel durch die Deutsche Bibelgesellschaft.

Gefordert ist eine Schrift mit geringer Laufweite und guter Buchstabenunterscheidung. Zudem soll die Schrift auf dem üblichen, dünnen Bibelpapier einen nur geringen Durchschlag aufweisen. Dennoch soll die Erfüllung dieser Bedingungen auf keinen Fall zulasten der Lesbarkeit der Schrift gehen.

Fromme Leute

Und tatsächlich: Weidemann gelingt mit seiner Schöpfung Biblica genau dies. Seine Schrift ist auch in kleinen Schriftgrößen erstaunlich eng setzbar, ohne dass der Text unleserlich erscheint. Dank kräftig ausgeprägter Serifen besteht keine Gefahr, dass diese bei geringer Schriftgröße bei Belichtung oder Druck untergehen.

Typografische Untersuchungen bescheinigen im Vergleich mit anderen Buchdruckschriften eine Raumersparnis von 20 Prozent. Weidemann über die Vorzüge seiner Schöpfung: "Dadurch werden die Leute frommer, weil die in der gleichen Zeit automatisch noch mehr über ihr Seelenheil lesen können."

Bestätigt wird die Lesbarkeit durch eine Untersuchung der Typografischen Gesellschaft München: Ein zum Vergleich von in neun Punkt Weidemann und in neun Punkt Times gesetzter Text mit einem Punkt Durchschuss (!) ergibt eine nur um zwei Prozent geringere Lesegeschwindigkeit der Weidemann gegenüber dem Typo-Paradepferd Times.

Weidemann Medium
Weidemann Medium
Weidemann Medium Italic
Weidemann Medium Italic

Formende Erfahrung

Für ITC erweitert Weidemann die Biblica gemeinsam mit Kurt Strecker zu einer ganzen Schriftfamilie. Diese erscheint im Jahr 1983 unter dem Schriftnamen Weidemann. Sie enthält acht Schnitte (Book, Medium, Bold, Black) mit Kursiven und ist heute als Open Type mit Ligaturen und Kapitälchen erhältlich.

Weidemanns Schriften spiegeln seine Erfahrungen im Handsatz wieder: Da die Buchstaben kopfüber und spiegelverkehrt im Winkelhaken stehen, beschäftigt er sich während seiner Arbeit in der Setzerei mehr mit den geometrischen Formen der Buchstaben als mit ihrer Bedeutung: "Ich sah, was ein schöneres e ist und was ein schlechteres e ist. Die Formschulung ist im Handsatz außerordentlich intensiv."

Spannungsvolles Schriftbild

Das Raumwunder Weidemann zählt formal zu den Venezianischen Renaissance Antiqua. Als solche zeichnet sie sich durch die augenfällige Schrägstellung des Querstrichs des kleinen e aus, ferner durch schräg stehende obere Serifen. Dies ist ein Erbe des früheren Schreibens mit der Breitfeder.

Weidemann Bold
Weidemann Bold
Weidemann Bold Italic
Weidemann Bold Italic

Ihre Lesbarkeit verdankt die Weidemann einigen gestalterischen Kniffen: Die abgerundeten Serifenenden und die geringe Höhe der Kleinbuchstaben ergeben eine deutliche Differenzierung zwischen Groß- und Kleinbuchstaben. Die verhältnismäßig schwach ausgeprägten Unterschiede der Strichstärken und die leicht geneigten Schattenachsen der Rundungen ergeben hingegen ein spannungsvolles und leicht anmutendes Schriftbild, das auch in kleiner Größe nichts von seinem Reiz verliert.

Weidemann Black
Weidemann Black
Weidemann Black Italic
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