Schriftportrait Berkeley Old Style
Die Gefällige. Eine Schrift kann für einen Schriftsetzer eine gute Freundin sein, die ihn nie im Stich lässt. Wenn sie dazu noch gut aussieht und wohlproportioniert ist, kann daraus eine Verbindung werden, die ein ganzes Berufsleben lang hält. Berkeley Old Style ist so eine Schrift.
Die Alma Mater
Die Schriftart Berkeley Old Style basiert auf einer 1938 von Frederic W. Goudy entworfenen Schrift namens University of California Old Style. Goudy entwickelt die California Old Style zur ausschließlichen Nutzung durch die Hausdruckerei der Universität für deren eigene Publikationen.
Goudy selbst ist mit seiner Schöpfung sehr zufrieden und zählt sie nach eigenem Bekunden unter seinen zahllosen Schriftentwürfen zu seinen Lieblingsschriften. Unglücklicherweise bleibt die Californian Old Style im Eigentum der Universität Kalifornien und wird daher nur wenig genutzt.
Berkeley, Kalifornien
Im Jahr 1958, zehn Jahre nach Goudys Tod, bringt das Schrifthaus Monotype die Schrift unter der Bezeichnung Californian kommerziell heraus. Die Californian entwickelt sich sehr schnell zu einer beliebten Werkschrift.
1983 wird die Californian von Tony Stan für die International Typeface Corporation neu gezeichnet und unter dem Namen Berkeley Old Style auf den Markt gebracht. Die Nähe zur Californian/California Old Style ergibt sich schon aus der Namensgebung - Berkeley ist ein Campus der Universität Kalifornien, die Stadt Berkeley ist der Standort der Druckerei der Universität von Kalifornien.
Die leicht Beschwingte
Berkeley ist eine Serifenschrift mit ungewöhnlich lang gezogenen Unterlängen und einem leichten, beinahe beschwingten Erscheinungsbild. Sie hat sich den leichten Grundton der California erhalten, ohne dass sie eine einfache Kopie dieser Schrift ist (oder sein will). Kennern zeigen sich in den Eigenschaften der Berkeley die Züge anderer Goudy-Schriften: der Deepdene, der Kennerly und sogar der Goudy Old Style lassen sich in der Berkeley wiedererkennen.
Berkeleys Aufbau ist gefällig - Striche verstärken oder verjüngen sich sanft, die Höhe der Kleinbuchstaben erscheint im klassischen Mittelwert, Ober- und Unterlängen sind großzügig, ohne opulent zu wirken. In der Berkeley spiegelt sich immer noch das Streben Goudys wider, der aus der California Old Style eine Schrift machte, die ebenso traditionell-serifenbetont wie klar erkennbar und auch im Mengensatz ermüdungsfrei lesbar ist.
Die Parade-Venezianerin
Im Klassifizierungsschema nach DIN 16518 ist Berkeley Old Style das Paradebeispiel einer Venezianischen Renaissance-Antiqua. Als solche zeichnet sie sich durch kräftige Serifen, nach links geneigte Stellung der Schattenachsen sowie große Ober- und Unterlängen aus. Charakteristisches Merkmal ist der schräg liegende Querstrich des kleinen e.
Setzers Freundin
Stan legt eine Schriftfamilie mit acht Schnitten inklusive Kursiver vor. Die Schnitte Normal und Buch liegen dicht beieinander - Erbe der Ursprünge als Werkschrift -, während die Schnitte Fett und Extrafett eine deutliche Abstufung zu den beiden Normalschnitten zeigen. Mit dieser Abstufung eignet sich die Berkeley Old Style für eine ganze Reihe von Satzaufgaben, bei denen sie das Spektrum von Fließtext bis Überschrift gut allein bestreiten kann, ohne dass auf eine zusätzliche Schriftart zurückgegriffen werden muss.
Von der handwerklichen Seite her ist die Berkeley Old Style robust und verzeiht auch enge und (in gewissen Grenzen) weiter laufende Spationierung ('Spacing'), während sie auf allzu beherzte Unterschneidungseinstellungen ('Kerning') etwas allergisch reagiert.
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