Schriftportrait Arial
Die Ente. "Wenn es aussieht, läuft und quakt wie eine Ente, dann ist es ...", ja was? Wahrscheinlich Arial - die, die aussehen, laufen und drucken soll wie Helvetica ... aber bloß nicht so heißen darf. Warum eigentlich?
Die Schrift, die wir heute als Arial auf unseren Computern vorfinden, wird 1982 von Robin Nicholas und Patricia Saunders für Monotype entwickelt. Vorbild ist die 1926 von Frank Hinman Pierpont für Monotype entwickelte 'Grotesque 215', an der Anpassungen hinsichtlich Zeichenformen und Laufweite vorgenommen werden.
Robin Nicholas, Entwickler der Arial
Huschhusch in den Drucker
Monotypes Auftraggeber ist der Büromaschinenkonzern IBM, der 1981/82 an der Schriftausstattung für eine verbesserte Version seines Bürolaserdruckers 3800 arbeitet. Der fast wohnzimmerschrankgroße 3800-3 erscheint am 01.11.1982, enthalten ist die von Nicholas und Saunders entwickelte Schrift. IBM selbst bezeichnet die Druckerschrift als Sonoran Sans Serif, nach der Sonora-Wüste nahe Tuscon, dem Standort des IBM-Fertigungswerks.
Damit hätte es sein Bewenden haben können - wäre da nicht die Auseinandersetzung zwischen Adobe einerseits und der Koalition Apple-Microsoft andererseits gewesen. Zankapfel ist nicht weniger als die Schrift- und Drucktechnologie des gerade erblühenden DTP-Markts.
Von Adobe, Apple und Microsoft
Adobe verdient seit Mitte der 1980er Jahren sein Geld hauptsächlich mit der Lizenzierung von Postscript-Interpretern. Postscript ist die Adobe-eigene Seitenbeschreibungssprache, in der am Computer gestaltete Druckseiten in beliebigen 'Postscript-fähigen' Druckern wiedergegeben werden.
Die Postscript-Interpreter sind fest verdrahtete Platinen, die in den Druckern stecken. Dies nicht von ungefähr: Adobe ist darauf bedacht, seine revolutionäre Technik unter dem Deckel zu halten und das Postscript-Geschäft über Lizenzen und fern von offenen Standards zu machen.
Software oder Hardware?
Auf der anderen Seite stehen der Computerhersteller Apple und der Softwareentwickler Microsoft. Apple hat zwar Postscript von Adobe für den Einbau in seine Laserdrucker der 'Laser Writer'-Reihe lizenziert, sinnt aber auf eine kostengünstigere Alternative.
Microsoft, als Newcomer im Bereich DTP und grafische Benutzeroberflächen, steht in der Planung für den grafischen Betriebssystemaufsatz Windows und sucht nach einem eigenen Standard, um Postscript die Marktanteile streitig zu machen.
Damit ist die Bühne für den großen Auftritt der Arial geebnet: Apple und Microsoft machen Front gegen Adobe und entwickeln gemeinsam einen Druckstandard auf der Grundlage von Software (und nicht von Geräten und Platinen). Zu diesem Druckstandard zählt natürlich ein eigenes Schriftenformat, bei dem die zu druckenden Zeichen vollständig an den Drucker übertragen werden (und nicht bereits in ihm gespeichert sind).
Neue Schriften!
Um damit Erfolg haben und Adobe das Wasser abgraben zu können, müssen die neuen Schriften, nennen wir sie True Type-Schriften, in puncto Aussehen und Laufweite den Postscript-Vorbildern möglichst weitgehend entsprechen.
Die entsprechenden Apple-Rechner werden also mit den Schriften Times Roman, Courier und Helvetica ausgeliefert. Microsoft entscheidet sich als Ausstattung für sein Windows 3.1 für die Apple-Entsprechungen Times New Roman, Courier New und ... der aus dem IBM-Drucker übernommenen Sonoran Sans Serif, die von Monotype lizenziert und auf den Namen Arial getauft wird.
Damit wird aus der Arial das, was sie schon immer war: das Mittel zu Zweck, das wie der Platzhirsch Helvetica aussehen, laufen und drucken soll, ohne aber so zu heißen und vor allem: zu kosten. Und trotz aller Schelte: Wenn Verbreitung der Maßstab für Erfolg ist, dann ist Arial sicherlich eine der erfolgreichsten Schriften aller Zeiten ... weit vor Helvetica.
Arial kaufen
Gefällt Ihnen die Arial? Wechseln Sie jetzt zum Schriftshop und kaufen Sie die Arial als Desktop-Schrift für Mac und PC oder als Webfont für Ihren Internetauftritt.
Arial jetzt kaufenSpar-Tipp: Gesamte Schriftfamilie mit 28 Schriftschnitten