Schriftportrait Antique Olive
Die Verkannte. Manche Schriften haben mehr Charakter, als Ihnen gut tut. Die für Air France entwickelte Antique Olive ist hierfür ein typisches Beispiel - auf dem Schriftenmarkt als Gegenspieler zu Helvetica und Univers gedacht, erweist sie sich als zu eigen, um gegen die Platzhirsche bestehen zu können. Dabei ist sie in den Händen eines versierten Schriftsetzers eine ungemein wertvolle Erweiterung des Schriftrepertoires.
Luftwurzeln: Air France
Der Vorläufer der Antique Olive wird im Jahr 1960 von Roger Excoffon (1910 - 1983), dem künstlerischen Leiter der französischen Luftfahrtgesellschaft Air France, unter dem Namen 'Nord' als Logo-Schriftzug und zur Gestaltung von Werbeplakaten entwickelt.
Excoffon zeichnet zur Nutzung durch Air France zunächst nur die heute als Antique Olive-Nord und Antique Olive-Nord Italic bekannten Schriftzüge. Erst der mit Excoffon befreundete Inhaber der Schriftgiesserei Fonderie Olive in Marseille, Marcel Olive, betreibt die Weiterentwicklung der Nord zu einem vollständigen Zeichensatz und anschließend den Ausbau zu einer ganzen Schriftfamilie. Diese erscheint 1969 bei der Fonderie unter dem Namen Antique Olive.
Der Namensteil Antique - im deutschen typografischen Sprachgebrauch steht Antiqua für eine Serifenschrift - erklärt sich aus der französischen Bedeutung des Wortes, die eine Serifenlose bezeichnet.
Entwicklung der Schriftfamilie
Nach den Erweiterungen um fette, extrafette, schmale und schmalfette Schnitte in den Jahren 1963 bis 1969 steht die Antique Olive schließlich in einem breiten Spektrum von Strichstärken von Normal (mit Kursiven) bis Ultra Bold (als Antique Olive Nord) und in drei verschiedenen Laufweiten von Condensed bis Wide zur Verfügung.
Die Antique Olive wird von der Fonderie als Konkurrent zu den bereits am Markt etablierten Serifenlosen Helvetica (Haasche Schriftgießerei) und Univers (Deberny & Peignot) platziert, kann sich aber außerhalb von Frankreich nicht recht durchsetzen.
Die Charaktervolle
Wichtigste Eigenschaften der Antique Olive sind ihre außergewöhnlich große Mittellänge (Höhe der Kleinbuchstaben ohne Ober- und Unterlängen). Hinzu kommen die extrem ausgeprägten Strichstärkenunterschiede bei Kontakten zwischen Bögen und Strichen und ein bemerkenswertes s, das auf dem Kopf zu stehen scheint.
Und es sind gerade diese Eigenschaften, die die Antique Olive zu einer unverwechselbaren Erscheinung in der sonst so einförmigen Landschaft der Serifenlosen machen. Gleichzeitig sorgen sie aber auch dafür, dass die Antique Olive gegen Helvetica & Co. das Nachsehen hat: Außerhalb Frankreichs findet sie im Werksatz, der Domäne der kleinen Schriftgrößen, trotz guter Lesbarkeit nur wenig Verbreitung.
Lewis Blackwell, britischer Typograph und Autor, kommentiert den Entwurf der Antique Olive als "Versuch, einen ausgefeilteren Entwurf einer Serifenlosen zu liefern als dies Helvetica und Univers darstellen [q10]. Leider war sie zu charaktervoll und erschien zu spät, um außerhalb Frankreichs weite Verbreitung zu finden".
Die Verkannte
Etwas gnädigere Aufnahme findet sie in der Werbung. Hier kann sie ihre gutmütigen Satzeigenschaften, die auch den kreativen Umgang mit dem zur Verfügung stehenden Raum bereitwillig zulässt, besser zur Geltung bringen.
Vorsichtig eingesetzt und mit typografisch geschultem Auge genutzt, kann sie in eher grafisch angelegten Aufgabenstellungen bis hin zur Logoentwicklung sehr wertvolle Dienste leisten und nach langem Probieren den Durchbruch bringen. Da sie für einen tieferen Grauwert der Seite sorgt, kann die eingefärbte Antique Olive zudem der Farbkomposition eines Seitenthemas den letzten Schliff geben.
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