Handschriftliche Antiqua
Die Klasse 9, Handschriftliche Antiqua, der Schriftklassifizierung nach DIN 16518 nimmt Schriften auf, die sich aus den Schriften der Klassen 1 bis 6 ableiten, jedoch durch Merkmale von Handschriften verändert wurden.
In die Klasse der Handschriftlichen Antiqua nach DIN 16518 fallen alle Schriften, deren grundlegende Züge sich zwar auf die Antiqua stützen, die jedoch vom Schriftschöpfer handschriftlich verändert, gewissermaßen 'personalisiert' wurden. Etwas salopp lassen sie sich als 'handschriftliche Druckbuchstaben' beschreiben.
Fehlende Einheitlichkeit
Den als Handschriftliche Antiqua klassifizierten Schriften fehlen die einheitlichen, formalen Stilmerkmale, wie sie für die vorangegangenen Gruppen charakteristisch sind. Stattdessen betonen diese Schriften den individuellen Stilcharakter in der Weise, wie sie einer Handschrift zu eigen ist.
Dennoch handelt es sich offenkundig nicht um Handschriften, da ihr Erscheinungsbild ja einer Druckschrift entsprechend regelmäßig ist und die einzigartigen, leicht unregelmäßigen Formen von echten Handschriften fehlen.
Neuere Schriftentwürfe (zum Beispiel Hermann Zapfs Zapfino) versuchen, dieser Regelmäßigkeit zumindest zum Teil zu entgehen, indem sie vom Schriftentwerfer mit einem reichen Vorrat an Alternativzeichen versehen werden, die ein allzu regelmäßiges Schriftbild vermeiden helfen sollen.
Wenig ausgeprägte Definition
Insgesamt ist die Klasse 9 der DIN 16518 weniger gut definiert als die vorangegangenen Klassen. Dies erklärt sich zum Teil aus dem Umstand, dass die Norm aus dem Jahr 1964, mithin aus der 'Bleisatzzeit' stammt. In diesen Tagen war der Schriftenmarkt noch weitgehend wohlgeordnet und sauber definiert.
In die Schriftklassen der DIN 16518 mit den 'höheren Hausnummern' wurden nur wenige Schriften eingeordnet, die jedem Schriftsetzer wohlbekannt waren und die im Hinblick auf Form und Anwendung keiner weiteren Erläuterung bedurften.
Daher war der Bedarf an näherer Formbeschreibung bei diesen wenigen 'Schriftrenegaten' nicht sehr ausgeprägt und wurde, wie ein Blick in die Literatur zeigt, auch nicht vollzogen.
Heute wird die Klasse 9 mit einigem Recht gern als Beispiel herangezogen, wenn es um die Unzulänglichkeit des gesamten Klassifizierungsschemas der DIN 16518 und ihrer Merkmalskategorien geht.
Beispiele Handschriftliche Antiqua
- Post Antiqua (Herbert Post, 1932)
- Arkona (Karl Klauß, 1935)
- Kaufmann (M. R. Kaufmann, 1936)
- Brush Script (Robert E. Smith, 1942)
- Dom Casual (Peter Dombrezian, 1952)
- Sayer Esprit (Manfred Sayer, 1984)
- Tekton (David Siegel, 1990)
- Vivaldi (Friedrich Peter, 1994)
- FF Childs Play (Alex Grecian, 1993)
- Zapfino (Hermann Zapf, 1998)
Merkmale der Handschriftlichen Antiqua
- Zeichenformen der DIN16518-Klassen 1 bis 6
- den Handschriften nachempfunden
- gleichmäßige Regelmäßigkeit einer Drucktype
- Buchstaben nicht untereinander verbunden