Welche Schriftgröße?
Bei der Wahl der richtigen Schriftgröße - oder des Schriftgrades - steht wiederum die Frage im Vordergrund: Was für ein Produkt soll gestaltet werden? Es ist relativ klar, dass auf eine Visitenkarte keine Lettern in 48 Punkt oder auf ein DIN A 0 Plakat keine Schriftgröße von 12 Punkt gesetzt wird.
Und auch die Zielgruppe ist wichtig. Für ältere Menschen kann eine 10-Punkt-Schrift bereits zu klein sein, für Kinder dagegen völlig unproblematisch.
Drei Größengruppen - oder doch vier?
Allgemein werden beim Schriftsatz drei Gruppen unterschieden. An erster Stelle stehen die sogenannten Konsultationsgrößen bis zu 8 Punkt. Sie finden Verwendung für Fußnoten, Telefonbücher, Lexika und andere Nachschlagewerke.
Es folgen die Lesegrößen zwischen 8 und 12 Punkt für Bücher, Zeitschriften, Geschäftsbriefe und andere Produkte, die im Nahbereich gelesen werden.
Drittens schließlich gibt es die Schaugrößen bis zu einer Größe von 48 Punkt oder auch mehr. Sie werden für Überschriften oder Plakate genutzt bzw. grundsätzlich für alles, was auch aus der Distanz lesbar sein soll.
Je nach typografischer Lehrmeinung werden Schriften, die größer als 48 Punkt sind, in eine vierte Gruppe gepackt und als Plakat- oder Displayschriften bezeichnet.
Punkt ist nicht gleich Punkt
Zu Zeiten des Bleisatzes gab es nur feste Schriftgrade. In Europa setzte sich ab Ende des 18. Jahrhunderts der Didot-Punkt durch, der auf dem französischen Längenmaß des "Pied de Roi" beruhte. Er betrug 0,376 Millimeter.
Die Erfindung der Linotype-Zeilengussmaschine in den USA brachte ein neues, nämlich amerikanisches Maß aus Übersee, dass auf dem "römischen Fuß" basierte - den Pica-Punkt. Er war mit ca. 0,351 Millimeter etwas kleiner.
Mit dem Siegeszug des DTP (Desktop Publishing) setzte sich das Maß "pt" durch, das heute in den meisten Computerprogrammen verwendet wird und knapp 0,353 Millimeter beträgt. Diese Maße werden auch hier durchgängig verwendet.
Es ist etwas schade, weil dadurch eine gewisse Individualität verloren geht und dazu die große Bandbreite an Bezeichnungen, die es einmal für die diversen Kegelgrößen gab. Andererseits wurde durch die technische Entwicklung auch vieles vereinfacht.
Metrische und optische Schriftgröße
Rein rechnerisch gesehen hat jede Schrift mit einer Größe von 24 pt die gleiche Höhe. Optisch kommt es aber zum Teil zu erheblich unterschiedlichen Wirkungen. Vergleichen Sie nur mal eine Avant Garde mit einer Times Roman! Diese Wirkung sollten Sie bei der Gestaltung Ihres Druckprodukts unbedingt berücksichtigen.
Beispiel für ein Schriftgrößen-Gestaltungsraster
Nehmen wir an, sie wollen das Layout für eine Zeitschrift gestalten. Dann sollten Sie für die wiederkehrenden typografischen Elemente auch einheitliche Schriftgrößen festlegen. Für den Fließtext wählen Sie beispielweise 10 pt, für Headlines 20 pt, für Zwischenüberschriften 16 pt und für Bildlegenden 8 pt.
Bei der Definition der einzelnen Schriftgrade kommt es selbstverständlich auf den zur Verfügung stehenden Raum, die Art der Schrift und Ihren Geschmack als Designer oder Designerin an. Aber die Einheitlichkeit der verschiedenen Elemente fördert den Wiedererkennungswert und gibt dem Konsumenten Sicherheit und Halt. Und dem Druckprodukt seine ganz persönliche Note.
Bei bekannten Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen muss man oft gar nicht auf den Titel schauen, um zu erkennen: Ach ja, das ist doch der ... oder die ...